Mittwoch, 10. Januar, 15 Uhr

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Homo doctus in se semper divitias habet.
(Ein gebildeter Mensch hat immer Reichtum in sich.)

[Erstes Posting]
Liam schlendert gedankenverloren über die winterlichen Ländereien von Hogwarts. Sein kastanienbraunes Haar ist leicht vom Wind zerzaust, seine grünen Augen blicken aufmerksam in die winterliche Landschaft vor ihm. Neben ihm trottet sein orangeroter Kater Jam und schnuppert neugierig an jeder Ecke und schießt hin und wieder wie eine Erdbeere durch Joghurt, wenn er irgendwo unter der Schneedecke ein Rascheln vernimmt.

Es ist der erste Schultag nach den Weihnachtsferien und Liam genießt es, einfach etwas Zeit an der frischen Luft zu verbringen. An einem ausreichend knorrigen Baum lässt er sich auf einer Wurzel nieder und atmet durch. In der linken Hand hält er seine Thermoskanne mit dampfendem Earl Grey und Zitronenscheiben. Mit der rechten krault er ab und zu Jams weiches Fell, wenn dieser sich gegen sein Bein wirft. Liam ist in Gedanken versunken; der dampfende Tee wärmt seine Hände und sein Herz, und er kann nicht anders, als sich glücklich zu schätzen, hier in Hogwarts zu sein. Noch vor ein paar Jahren hatte sein Leben gänzlich anders ausgesehen.

Plötzlich spürt er einen Stoß von der Seite und sein Tee verschüttet sich. Verärgert dreht er sich um und sieht einen Schüler, dessen Name er nicht kennt. Mehr als »Aua!« bekommt er jedoch nicht heraus, während der heiße Tee in die Wolle seiner Handschuhe einzieht. Der andere Schüler, gefolgt von einem breiten Grinsen seines Freundes, lacht nur höhnisch auf und meint: »Pass doch auf, Thompson!«

Liams Finger sinken in den kühlen Schnee, und er spürt, wie es langsam die Wut in ihm dämpft. Ein kleiner Teil von ihm hatte gehofft, dass diese Vorfälle mit der Zeit weniger werden würden, doch der Realist in ihm hatte diesem Optimismus nie viel Raum gegeben. Er seufzt leise, um die aufkeimende Frustration zu vertreiben, und zwingt sich, das Thema abzuhaken. Mit streichenden Bewegungen seines Zauberstabs, trocknet er seine Handschuhe und steht auf. Wenigstens kann er sich hier in Hogwarts nach solchen Sticheleien mit Magie weiterhelfen.

»Komm, Jam.« Liam dreht sich auf der Stelle und sieht sich um. »Jam?«

(Erstes Posting)

Er ist also wieder da, juhu.
Missmutig kickt Phoenix ein Stück gefrorenen Schnee, das vor ihm her tanzt. Mit tief in die Jackentaschen geschobenen Händen trottet der Slytherin auf diese Weise den Weg entlang, der an den Gewächshäusern vorbeiführt. Immer wieder bekommt der Schneefußball einen Tritt und verliert ein Stück seiner selbst, bis er am Ende nur noch eine traurige, kleine Scheibe ist, in der Kieselsteine stecken.
Genauso fühlt sich Phoenix. Mit jedem Tritt geht mehr von ihm verloren.
Ja, gut, vielleicht ist er ein bisschen melodramatisch. Aber auf der gestrigen Fahrt wurde er die ganze Zeit von McCarson drangsaliert. Das kommt davon, wenn man fast zu spät zur Abfahrt des Zuges erscheint und dann kein freies Abteil mehr findet. Er hätte sich freiwllig niemals zu McCarson und seinen Kumpels gesetzt. Tja, Pech. Eigentlich hatte sich Phoenix ein Buch mitgenommen, um sich die Zeit zu vertreiben, doch daran war gar nicht zu denken gewesen. Lesen? Vor den Augen von coolen Jungs? Keine Chance. Schlussendlich war das Buch dann hin und her geworfen worden, hatte ein paar Seiten verloren und als Phoenix es zurückergattert hatte, packte er es rasch in seinen Rucksack. Wirklich sehr witzig. Ist ja auch mega schwul, wenn Jungs lesen. Jedenfalls laut McCarson.

Phoenix weiß einfach nicht wohin mit sich. Wusste er noch nie und wird es nie wissen. Zumindest wenn er der kleinen, fiesen Stimme glauben will, die immer gerne mal kommentiert, obwohl sie keiner drum gebeten hat. Oder sind es die Pubertätshormone? Hat er Teenagerdepression? Gut nur, dass seine Mutter bisher nichts gemerkt hat, sonst hätte sie ihn vielleicht längst zum Seelenklempner geschickt. Das würde ihm gerade noch fehlen.

"Ah, verdammt nochmal!" Phoenix kann sich gerade noch abfangen. Er ist über eine Katze gestolpert. Nein, einen Kater. Als er sich umsieht, entdeckt er einen Ravenclaw, dessen Name ihm nicht einfallen will. "Hey, pass mal auf dein dummes Vieh auf, ja?", raunzt er ihn an. Eigentlich ist es hauptsächlich die Scham über seinen Fast-Sturz, die ihn so wütend macht. Sicher hat der Typ gesehen, wie Phoenix strauchelte und einer Cartoonfigur gleich mit den Armen ruderte, ehe er das Gleichgewicht wiederfand. Um nicht direkt wieder der Unterlegene zu sein, muss er also zuerst das Feuer eröffnen. So sind die Regeln. Darum sieht er den Schüler nun auch an, als erwarte er eine Entschuldigung.

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Was ich gewesen bin, bin ich nicht mehr. Und was ich mal sein kann, muss ich erst noch werden.