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 Betreff des Beitrags: 7. September [Jahr 1]
BeitragVerfasst: Di 1. Mai 2007, 23:36 
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Donnerstag, 7. September

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Homo doctus in se semper divitias habet.
(Ein gebildeter Mensch hat immer Reichtum in sich.)


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Verfasst: Di 1. Mai 2007, 23:36 


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BeitragVerfasst: Mi 2. Mai 2007, 22:58 
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(Erstes Posting, 7. September)

Schön, schön. Wie lang sitzt er nun schon hier? Ein ziemlich lautes Geräusch dringt aus seinem flachen Bauch und Leander blickt darauf hinab als hätte er vergessen dass er so etwas besitzt. Er legt seine rechte Hand darauf und blickt dann wieder aus dem Fenster. Draußen scheint die Sonne auf Schülergruppen am See und man kann dank der klaren Luft unheimlich weit sehen, bis in die Berge und scheinbar noch viel weiter, wenn sie nicht im Weg stünden. Hier drin allerdings ist es dumpf und stickig. Kein Wunder, diese Jungentoilette liegt unweit des Astronomie-Turms und wird äußerst selten benutzt. Auf den Fenstersimsen liegt Staub, eines der Waschbecken tropft monoton und unablässig vor sich hin.
Plitsch, platsch, plitsch.
Leander beobachtet eine Gruppe Mädchen die zurück zum Schloss wandert, dann springt sein Blick über auf zwei Jungs, die einen dritten necken indem sie ihm seine Mütze klauen und hin und her werfen. Nach einem erneuten Sprung ruhen seine blaugrauen Augen auf einem Mädchen mit Buch im Schoß. Eigentlich sind seine Augen bei den Lichtverhältnissen in diesem verwaisten Sanitärraum eher dunkelgrau, das Blau scheint sich verkrochen zu haben wie das Blau des Himmels an einem düsteren Tag, an dem Regen droht und doch nicht kommt. Seine Miene wirkt blass wie immer, doch müder als sonst, desinteressiert, nicht einmal nachdenklich. Es liegt schlicht nichts darin, außer einer kränklichen Schwäche, die auch seine ganze Statur ergriffen zu haben scheint.
Er sitzt auf dem Fenstersims der Tür gegenüber ganz rechts, lehnt sich an die kalte Mauer und hat die Beine angezogen und ebenfalls auf den Sims gestellt. Seine rechte Hand liegt nun auf seinem Magen, vorhin hatte er sie noch neben sich ruhen, auf dem eisigkalten Marmor. Die andere hängt herab, als hätte er sie vergessen, als hätte sie keine Aufgabe mehr, jetzt und in Zukunft nicht. Eigentlich wirkt Leander Rosenthal wie fleischgewordene Introvertierheit. Als hätte er sämtlichen Kontakt zur Außenwelt eingestellt. Nun, vielleicht hat er das auch, es berührt ihn nichts mehr. Vor Arithmantik hat Gregory Binks ihn stolpern lassen, nach der Stunde Kräuterkunde hatte ein Gryffindor Spaß daran gefunden seine Robe anzufackeln. All dem ist er nicht nur mit Passivität wie sonst, sondern mit tiefgreifender Gleichgültigkeit begegnet. Den anderen Beteiligten ist das nicht entgangen, was dazu führte, dass sie ihn mit irritierten Gesichtern in Ruhe gelassen haben.
Nach der letzten Unterrichtsstunde des Vormittags hat Leander einen Ort gesucht an dem er allein sein kann. Die Wahl ist auf diese Jungentoilette gefallen und er sitzt sicher schon seit zwei Stunden hier. Praktisch, weil man nicht weit hat, wenn man mal aufs Klo muss ... Nein, nicht witzig, das weiß er auch. Nichts ist mehr witzig.
Sèitheach ... er hat ihn den ganzen Montag nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dienstags dann, endlich, ist er ihm begegnet. Sie beide haben die Große Halle betreten, Leanders Herz ist stehen geblieben und diesen ganzen ausgesetzten Herzschlag lang ist die Zeit ebenfalls stehen geblieben. Dann ein Blick, ein flüchtiger Blick ... und Sèitheach hat den Kopf abgewandt, ist einfach weitergegangen. Den restlichen Tag hat Leander sich den Kopf darüber zerbrochen ob ihn der Hufflepuff einfach übersehen hat oder, was weitaus schlimmer wäre, übersehen wollte. Absichtlich. Nur warum ...? Der Mittwoch folgte und mehr oder minder unbewusst hat Leander sich in der Nähe des Hufflepuff-Gemeinschaftsraumes herumgetrieben, wobei er sich fühlte wie ein Blatt im Wind. Haltlos, ziellos, wertlos ... und als Sèitheach schließlich aufgetaucht war, spielte sich das selbe ab wie in der Großen Halle. Was Leander in dem kurzen Augenblick in Sèitheachs Gesicht hatte lesen können war alles andere als aufbauend. Vielmehr war es eine Art Schlag in den Magen, und zwar ein äußerst kräftiger.

Was ist geschehen? Warum hat Sèitheach beschlossen, dass es in seinem Leben keinen Leander Rosenthal mehr gibt?
Zuerst war Leander verwirrt, dann veständnislos, nachdenklich. Später niedergeschlagen und verletzt, bis er letzte Nacht weinend eingeschlafen ist. Und als er an diesem Morgen erwachte fühlte er sich, als hätte etwas wichtiges in ihm aufgegeben. Da war nichts mehr, nur ein tumbes, dunkles und kaltes Empfinden von Gleichgültigkeit. Wenn die Welt ihn nicht will, dann wird er sich ihr nicht aufdrängen. So war es immer und so ist es jetzt ebenfalls. Wenn Sèitheach seine Anwesenheit missfällt, wird er ihn damit nicht mehr behelligen. Das Schlimmste allerdings ist nicht einmal dieser betäubte Schmerz und die Kapitulation, sondern die klare, deutliche Einsicht, dass er Sèitheach liebt. Eine Liebe die wohl schon zu Ende war als sie begonnen hat.
Leander beißt sich leicht auf die Unterlippe und beobachtet Erstklässler bei dem Versuch den Kraken zu streicheln, wobei am Ende einer ins Wasser fällt und zwei schreiend wegrennen, weil sie denken das Tier hätte ihn gefressen. Leander lächelt nicht.

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BeitragVerfasst: Di 8. Mai 2007, 00:32 
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Wie spät mag es nun sein? Zaubertränke beginnt sicher schon bald und er würde keine Unterrichtsstunde schwänzen, nicht einmal jetzt, nicht einmal in diesem Zustand. Nur ... diese Stunde Zaubertränke hat Ravenclaw zusammen mit Hufflepuff. Ist das ein Grund zu schwänzen? Ist es ein Grund zu schwänzen, wenn man weiß, dass man es nicht aushalten wird, zusammen mit jemandem bestimmtes in einem Klassenraum zu sein? Mit jemandem, dem man genau die Dinge nicht sagen kann, die man am Liebsten schreien würde? Würde er schreien, wenn er könnte? Nein.
Leander erschreckt sich, als etwas fast an die Fensterscheibe knallt. Aber eben nur fast. Es landet flügelschlagend draußen auf dem Sims und pickt an die Scheibe. Der Ravenclaw runzelt sacht die Stirn, steigt dann jedoch vom Fensterbrett und öffnet die Riegel, die das Fenster verschließen. Sobald es geöffnet ist, hopst der Vogel herein, sieht sich mit großen Augen um und macht gluckernde Geräusche. Leander starrt erst auf das Tier hinab, dann hebt er wie in Trance die Hand und streichelt über das schöne Gefieder. Der Brief fällt ihm erst jetzt auf. Vorsichtig löst er ihn vom Beinchen des Boten und öffnet ihn, wobei er sich so zum Fenster dreht, dass das Tageslicht darauf fällt. Er senkt den Kopf und liest schweigend die kurz gehaltene Botschaft.
Hey Leander! Ich glaub du hast es vorhin in Kräuterkunde etwas zu eillig gehabt und dein eines Buch vergessen. Ich habs mal mitgenommen und würds dir gern wieder bringen, kann dich grad aber nicht finden, könnten wir uns kurz treffen? Liebe Grüße, Fabi
Buch? Das kann nur der Band über magische Zwiebelgewächse sein. Der ist ihm momentan nur leider so etwas von egal ... sie könnte ihn seinetwegen auch gern in den nächsten Abfalleimer werfen. Er seufzt leise. Es ist ein Buch aus der Bibliothek, er muss es zurückbringen. Außerdem braucht er es noch für die Schulaufgabe. Es darf ihm also nicht egal sein. Komisch, unter all den Belastungen die er im Laufe der Jahre durchstehen musste, hat er stets perfekt weiterfunktioniert. Und jetzt klappt er zusammen, nur weil er Liebeskummer hat? So ist er nicht erzogen worden. Sein Vater würde das nicht verstehen und seine Mutter ... ist tot. Leander schluckt trocken, zieht seinen Zauberstab und tippt den Brief an. Die Buchstaben bewegen sich, zittern unruhig und er diktiert: "Gut, dass du es gefunden hast, vielen Dank. Es wäre schön, wenn du es einfach im Gemeinschaftsraum ablegen würdest, ich habe zu tun und kann mich nicht mit dir treffen."
Die Buchstaben verschieben sich, verdoppeln sich, formen sich um. Am Ende steht seine Nachricht dort statt der ihren. Doch er bindet den Brief nicht ans Bein des Vogels, er starrt lediglich darauf hinab. Er hat zu tun, eine glatte Lüge. Außerdem hatte er zuerst schreiben wollen, sie könne es ihm in Zaubertränke geben. Doch das steht dort nicht. Also hat er sich gerade dazu entschlossen zu schwänzen? Es scheint so. Fabiènne wird nur leider wissen dass er lügt, wenn sie diese Nachricht liest. Sie ist zu clever um das nicht zu bemerken. Wohingegen andere nicht einmal bemerken dass sie ein Mädchen ist. Na gut, sie macht es der Welt auch ziemlich schwer, aber Leander weiß es. Und das nicht erst seit er gesehen hat, dass sie abends immer in Richtung Mädchenschlafsäle verschwindet. Sie ist intelligent und freundlich, doch seit Leander gehört hat, dass man sie im angeregten Gespräch mit Sèitheach gesehen hat, ist sein Antrieb mit ihr zu tun zu haben auf Null gesunken. Jeder der mit Sèi redet scheint ihm damit etwas wegzunehmen. Ein sehr alberner, subjektiver Eindruck, aber ein ebenso heftiger. Leander seufzt erneut. Soll Fabi denken was sie möchte, sie kann zwar gut kombinieren, doch sie kann auch nicht in ihn hineinsehen. Zum Glück. Er bindet den Brief am Kauzbeinchen fest und das Tier hüpft hinaus, lässt sich fallen und breitet die Schwingen aus. Leander sieht seinem Brief hinterher, lehnt sich dabei an den Pfeiler links neben dem Fenster, drückt die Stirn an das kühle Gemäuer und schließt die Augen, als der Kauz außer Sicht ist.
Es ist alles meine Schuld, denkt er. Es ist immer meine Schuld. Ich hätte mir keine Hoffnungen machen sollen, ich hätte mir nicht einbilden sollen, dass ich mit jemandem wie Sèitheach ... ich hätte wissen müssen wo mein Platz ist. Weiß ich das nach all den Jahren Erziehung durch Slytherins immer noch nicht?
Das Zynische in seinen Gedanken schmerzt und er öffnet die Augen, um ihnen einen Punkt zu geben, an dem sie sich festhalten können. Der Entschluss ist jedenfalls gefallen, er wird nicht in Zaubertränke erscheinen. Was dann eine Premiere darstellt - die erste geschwänzte Unterrichtsstunde. Seltsam, wie kalt ihn das lässt. Sicher nur eine Phase, es wird vorüber gehen. Irgendwann hat er sich daran gewöhnt und dann wird es ihm nichts mehr ausmachen, mit Sèitheach zusammen im selben Unterricht zu sein. Oder lügt er sich gerade an? Tja, mit sowas soll sich Fabiènne rumschlagen, ihr macht das Spaß. Ihm nicht. Schon gar nicht, wenn es um seine eigenen Gedanken und Gefühle geht. Die packt er lieber in die hinterste Kiste seines Selbst. So wie seine Liebe zu Sèitheach? Warum fühlt sich das nur wie Sterben an ...?
Leander schließt das Fenster, als ob er die Welt damit aussperren will. Hm, eigentlich keine schlechte Idee. Sein Blick gleitet zur Türe. Vielleicht muss man manchmal solche Dinge tun. Vielleicht ... Er schwingt den Zauberstab, den er immer noch in der Hand hält, und ein Geräusch ertönt, dass das Verriegeln der Tür verrät. Nun braucht es mehr als ein Alohomora um hier herein zu kommen, nur für den Fall, dass sich doch mal einer auf diese Toilette verirrt. Leander Rosenthal verkriecht sich heute vor der Welt, und das nicht nur im übertragenen Sinne, sondern greifbar, ganz direkt. Und morgen, so schwört er sich streng, wird er wieder der zuverlässige Schüler sein, der er bisher immer war. Zurückhaltend, selbstlos, friedlich und folgsam. Morgen. Heute nicht, nur heute einmal nicht. Das ist das Mindeste was er sich zugestehen muss, um diese pochende Wunde zu lecken.

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BeitragVerfasst: Di 8. Mai 2007, 19:16 
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Sie rennt in die Toilette und betrachtet sich im Spiegel: "WIESOO?? Wieso nur...??" und weitere Tränen fließen runter, "neinnnnnnn!!". Ihr Gesicht schaut aus, als hätte sie erst vor Sekunden bebadet. Ihre beiden Händen greifen das Waschbecken und ihr Kopf blickt nach unten..es tröpfelt..niemand ist da. Vor kurzem war sie recht glücklich, doch als sie den Brief ihrer Eltern bekam, dass ihre beste Freundin vom einem Auto angefahren wurde und schwer verletzt im Krankenhaus liegt, lässt ihre Welt zusammenbrechen. Leyla..ihre beste Freundin kennt sie schon seit der 3. Klasse. Nichts konnte sie mehr trennen. Klar hatte Chantal noch andere Freunde, doch sie wechselten sich Jahr für Jahr. In dem einem Jahr hatte sie 4, doch dann wechselte die eine die Schule und veränderte sich zu einer total eingebildeten Person. Sie und ihre Freundinnen wollten mit ihr reden und ihr einiges klar stellen, doch sie weigerte sich und machte einen Abgang. Doch das Verhältnis von Chantal und Leyla blieb die ganzen Jahre bis jetzt über. Sie wüsste nicht einmal was sie machen würde, wenn Leyla sich von der Welt vearbschiedet?? Schon wieder kommt der Gedanke, warum Chantal nicht einfach paar Zaubereien einsetzen könnte. Einen Trank, dass es Leyla wenigstens ein bisschen besser geht?? Irgendwas, damit sie geheilt wird?? Chantal kennt sich sowieso in der Bibliothek gut aus und da was passendes zu finden, wäre da kein Problem. Sie hätte sogar dieses Schuljahr abgebrochen, um nur ihrer Freundin zu helfen!! Muss Leyla ein Muggel sein? Wiesooo?? "Ich versteht die Welt nicht mehr!", schreit sie und weitere Tränen übergießen das Waschbecken, "SIE LIEGT IM STERBEN!!"


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BeitragVerfasst: Sa 12. Mai 2007, 21:26 
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Man könnte es fast für Absicht halten ... will ihn das Schicksal unbedingt niederringen? Leander starrt den Kauz mit einer Mischung aus Unglaube und Resignation durch die Fensterscheibe an. Der Vogel klopft mit dem Schnabel ans Glas und macht Augen, als wolle er sagen 'Lass mich endlich rein, das ist äußerst unhöflich von dir, sowas will ein Ravenclaw sein, das gibt es doch nicht'. Schließlich folgt Leander der stummen, subjektiv wahrgenommenen Aufforderung des Vogels und auch des Anstands und öffnet das Fenster ein zweites Mal an diesem Tag. Widerwillig löst er den Brief von dem krallenbewehrten Fuß, immerhin weiß er natürlich, von wem die Nachricht kommt und was wohl darin stehen wird. Wenn Fabiènne seiner Bitte einfach nachkommen wollte, würde sie nicht noch einen Brief schreiben, sondern es schlicht und ergreifend tun. Demnach, soweit die logische Schlussfolgerung, ist das eine weitere Bitte um ein Treffen. Was will sie denn nur?
Sein Blick richtet sich auf ihre hübsche, akurate Handschrift, fliegt über die Zeilen und hellt sich dabei nicht gerade auf.
Gut Leander, ich werde dein Buch im Gemeinschaftsraum für dich zurück legen. Allerdings, ich würde dich trotzdem gerne Treffen. Hast du den wirklich so unaufschiebbare Dinge zu erledigen? Hast du nicht kurz Zeit für fünf Minuten. Ich glaube, ein gewisser Ire würde dich gerne sehen. Lieben Gruß, Fabi
Der Kauz wartet, ob ihm eine Antwort mitgegeben wird, doch Leander kann gerade nicht über so etwas nachdenken. Er lehnt sich mit dem Rücken an den Pfeiler und schließt die Augen, tief durchatmend und den Brief immer noch in der Hand, am kraftlos herab hängenden Arm. Ein gewisser Ire. Sie hätte ruhig seinen Namen nennen können, das Gefühl wäre sicher nicht schlimmer oder besser gewesen. Was soll das? Warum mischt sie sich ein? In wie weit kann er ihr denn überhaupt trauen? Gut, sie ist nicht der Typ Mensch für fiese Späße auf Kosten anderer, aber man weiß nie was andere dazu bewegt zu tun, was sie tun. Zudem ... weshalb will Sèitheach ihn sehen? Um ihm endgültig zu sagen was er von ihm hält? Um ihm zu sagen, dass er sich anderweitig verliebt hat? Also darauf kann Leander verzichten, so viel steht fest. Außerdem hat er keine Lust auf ein Gespräch mit Sèitheach unter Aufsicht eines anderen Schülers. Er würde so oder so schon genug Probleme mit dem Sprechen haben, auch ohne Publikum. Schon allein der Gedanke ... Leander schluckt trocken, es fühlt sich an als würde ihm ein ganzer Klumpen im Hals stecken. Wenn er nicht einmal hier allein und ungestört sein kann, dann gibt es doch wirklich keine Zufluchtsmöglichkeit mehr. Soll er sich krank schreiben lassen und nach Hause reisen? Oh ja, tolle Idee, dort würde ihn dann sein Vater erwarten und der würde sich nicht mit irgendwelchen vorgetäuschten Unpässlichkeiten abspeisen lassen. Roland Rosenthal war schon immer ein strenger Mann, doch seit dem Tod seiner Frau ist er fast schon fanatisch gwworden, was korrekte Verhaltensweisen angeht. Seine Richtlinien erlauben keine Ausnahmen, egal wie man sich fühlt. Mal ganz abgesehen davon, dass Leander ihm sowieso niemals die Wahrheit über sein Gefühlsleben sagen könnte. Liebe unter Männern ist eine Sünde. Wahrscheinlich würde er Leander sofort von der Schule nehmen und ihn die letzten Jahre durch Hauslehrer unterrichten lassen. Einerseits mag das wie eine Erleichterung scheinen, wenn man bedenkt wieviel Leander schon unter Slytherins gelitten hat. Andererseits wäre es kaum auszuhalten, unablässig unter den strengen Augen seines Vaters leben zu müssen, wo jede Regung auf die Goldwaage gelegt wird, jede Äußerung gewertet, jeder kleine Verstoß gemaßregelt. Ein Gefängnis aus Regeln und Verboten. Einfacher vielleicht, aber es würde das letzte Bisschen Freiheit abtöten, das Leander sich bewahrt hat. Vor allem, weil er genau weiß, dass er sich auch oder gar besonders bei seinem Vater nicht wehren würde. Er würde sich in sein Schicksal ergeben und versuchen der perfekte Sohn zu sein, auch wenn ihn das seine Persönlichkeit kostet.
"Jämmerlich.", murmelt er leise und blickt endlich wieder auf die Nachricht hinab. Er muss antworten, nicht wahr? Würde sie ihn in Ruhe lassen wenn er nicht antwortet? Nein, Fabiènne ist hartnäckig, das weiß er. Seufzend verzaubert er erneut die Nachricht um ihr einen eigenen Text zu diktieren: "In Ordnung. Ich bin im Astronomieturm." Das ist das einzige, was er schreibt. Es ist schon spät, vielleicht schafft sie es sowieso nicht mehr vor dem Zaubertränke-Unterricht. Immerhin muss sie noch herausfinden wo im Astronomieturm. So einfach macht er es ihr dann auch wieder nicht. Warum kann er auch nie hart bleiben? Warum kann er nicht zu einem Nein stehen? Diese Gedanken lösen unangenehme Erinnerungen aus und er konzentriert sich darauf, den Brief zu falten und dem Kauz ans Bein zu binden. Und darauf, was er Fabiènne sagen wird. Er wird ihr sagen, sie soll sich einfach nicht einmischen. Und dass sie ihn nicht dazu bringen wird, sich mit Sèitheach zu treffen. Denn das ist es doch, was sie vor hat, oder? Sie will ihn davon überzeugen sich mit dem Hufflepuff zu treffen. Auf die Idee, dass sie Sèitheach schon im Schlepptau haben könnte, kommt er gar nicht.
Miss Marple hüpft zum Fenster hinaus.
"Entschuldige.", sagt Leander halblaut und meint die Wartezeit. Dann lehnt er sich rücklings ans Fenstersims, verschränkt die Arme und senkt den Kopf. Sein Blick starrt ins Leere und eine leichte Nervosität kommt auf. Dieser Tag ist einfach nur schrecklich, aber so fügt er sich wenigstens nahtlos an die vorhergehenden, die nicht minder schrecklich waren.

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BeitragVerfasst: So 13. Mai 2007, 14:59 
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Gesellschaft: Fabi
<- Korridore, 7. September

Fabi lässt sich direkt auf einem Tisch nieder, während Sèitheach die Tür des leeren Klassenzimmers leise hinter sich ins Schloss schnappen lässt. Er selbst sucht sich keinen Sitzplatz, er könnte jetzt ohnehin nicht ruhig sitzen bleiben. Stattdessen lehnt er sich neben der Tür an die Wand, bereit sich jederzeit abstoßen und in Bewegung setzen zu können, wenn ihm danach ist. Ungeduldig hört er Fabis Ausführungen zu und hätte sich am liebsten an die Stirn gefasst, lässt die Hände aber in den Hosentaschen. Den Kopf hält er gesenkt und nickt nur hin und wieder zum Einverständnis. Warum hat er selbst eigentlich nicht nachgedacht, bevor er einfach losgerannt ist? Natürlich würde Leander sich an keinem öffentlichen Ort aufhalten. In den letzten Tagen war er doch auch … ja, wo war er denn? Sèitheach hat ihn nur bei besagten zwei Gelegenheiten am Dienstag und Mittwoch gesehen und heute noch garnicht. Er weiß nicht einmal, ob Leander alle Stunden besucht hat. Was, wenn er im Krankenflügel ist? Nein, den Gedanken verwirft Sèitheach gleich wieder, denn das würde Fabi dann bestimmt wissen. Er hebt den Blick und schaut den Ravenclaw forschend an. Er hat den Krankenflügel nicht erwähnt und Sèitheach beschleicht ein ungutes Gefühl. Kann es einem Menschen so schlecht gehen, nur weil er von einem anderen ignoriert wird? Besonders einem Menschen wie Leander, der es gewöhnt sein sollte, dass sich die Menschen nicht für ihn interessieren. Sèitheach hat mit ihm geredet, ihm einen Brief geschrieben und wurde zurückgewiesen. Deswegen soll es Leander jetzt schlecht gehen? Obwohl es doch seine Entscheidung war, auf den nett gemeinten Brief nicht zu antworten? Nein, das kann Sèitheach nicht glauben, da muss mehr dahinter stecken.

„Was ist, wenn er im Krankenflügel ist?“, fragt er zaghaft. Er will nicht, dass so ist, schon garnicht wegen ihm, dabei ist es garnicht mal so unwahrscheinlich. Als er ihn gestern kurz gesehen hat, hat Leander alles andere als gesund und munter ausgesehen. Eher krank und unglücklich. Inständig hoffend, dass Fabi auch das logisch widerlegen kann, schaut er den Ravenclaw an. Wenn Leander nicht dort ist, dann würde Sèitheach eher auf die Toiletten tippen, ohne so recht zu wissen, warum. Vielleicht, weil er ihn schon einmal dort getroffen hat. Vielleicht ist er sogar wieder in der gleichen? Nein, sicher nicht. Es würde ja Erinnerungen heraufbeschwören und wenn Leander nichts mit Sèitheach zu tun haben will würde er sich denen nicht freiwillig aussetzen. Gut, ein weiterer Raum, den sie ausschließen können. Sèitheach seufzt leise. Sie würden es nie vor dem Unterricht schaffen, alle Toiletten zu durchsuchen und mit den Klassenräumen wären sie in drei Tagen noch nicht fertig. Was, wenn Leander auch nicht zum Unterricht erscheint? Sèitheach befürchtet, dass er das nicht tun wird, denn sonst hätte Fabi das wohl erwähnt und sich nicht die Mühe gemacht, Leander in der wenigen Zeit, die ihnen noch bleibt, zu suchen.
Sèitheach wird keineswegs von Fabi aus seinen Gedanken gerissen, sondern von einem resoluten Klopfen an der Fensterscheibe. Eine Eule sitzt auf dem Fenstersims, legt den Kopf schief und schuhut leise, damit sie endlich hereingelassen wird. „Ich geh schon“, sagt Sèitheach sofort, es ist ohnehin besser, die angestaute Spannung in Bewegung umzuwandeln. Mit wenigen Schritten durchquert er den Raum und öffnet das Fenster. Die Eule hüpft herein und streckt das Bein aus. Sèitheach nimmt vorsichtig das daran gebundene Pergament ab und wagt es, dem Tier über das Gefieder zu streichen. Netterweise werden seine Finger nicht attackiert. Dann dreht er sich um und bringt den Brief Fabi. Natürlich interessiert ihn brennend, was darin steht, trotzdem öffnet er nicht die Post anderer.

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We’re one world
And one hand
We’re one wish
And one brand
We’re one moan
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BeitragVerfasst: So 13. Mai 2007, 17:07 
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Gesellschaft: Yaruna
(1. Post am 7. September)

Wie war das gleich noch gewesen? Trällernd hüpft Leyla die Stufen vom Schlafsaal, in dem sie grad ein paar Stunden ausgespannt hatte und nun ein paar Sachen für Zaubertränke zusammengesammelt hat, hinunter und durch den Gemeinschaftsraum. Ein paar bekannte Gesichter grüßt sie kurz mit einem Winken und einem strahlenden Lächeln. Einige Hüpferle weiter und sie ist schon auf dem Weg die Treppen hinunter, durch die Gänge und die Treppen wieder hoch in den vierten Stock.
Auf der vierten Etage angekommen, bleibt sie kurz stehen. Leicht zerstreut fährt sie sich mit der freien Hand durch die Haare - die andere Hand hält die Schreibsachen - und denkt über Montagnachmittag nach. Ach, genau... kurz nachdem er sie gefragt hatte, was sie denn noch mit der Zeit anfangen könnten, hatten sie die Stimme Leons, des Zwillingsbruders von Sam, gehört. Lachend hatten sie sich verabschiedet, doch Leyla war ein wenig betrübt zurückgeblieben. Den Tag hatten sie sich noch ein, zwei Mal im Schloss gesehen, aber sich nicht gegrüßt. Das war eben das wofür sie sich entschieden hatten.
Ihrer guten Laune tuen diese Gedanken aber im Moment keinen Abbruch, da sie und Sam sich ja die beiden letzten Tage gesehen hatten und auch wieder viel geredet und Spaß gehabt haben. Gerade jetzt, während sie hier steht und die anderen Schüler um sie herumgehen müssen, summt sie einige Takte des Liedes vor sich hin, das er ihr gestern vorgespielt und zu dem er auch gesungen hat. Der Name ist ihr irgendwie entfallen, aber so macht es fast noch mehr Lust es immer und immer wieder zu trällern.

Kurz auf die Uhr gesehen, sieht Leyla, dass sie ja doch noch etwa 20 Minuten Zeit hat, bevor der Unterricht beginnt. Somit entscheidet sie sich dafür, kurz noch einmal die Toilettenräume aufzusuchen und sich frisch zu machen. Wasser ist eine der Sachen, die der Syrin nie zu viel werden. Früher hatte sie wenig davon. Natürlich gab es bei ihrem Volk auch Wasser aber nunmal nicht im Überfluss. In der Wüste muss man sich das Wasser und auch sonstige Dinge sehr gut aufteilen und darf nicht verschwenderisch damit umgehen. Zwar ist ihr das in Hogwarts etwas abgewöhnt worden, doch ist es immer noch ein wunderbar angenehmes Gefühl Wasser auf der Haut zu spüren - jedenfalls für Leyla. Leise die Melodie von gestern vor sich hinsummend, öffnet sie die Tür zur Mädchentoilette, doch das Summen bleibt ihr buchstäblich im Halse stecken, als die die etwas jüngere Hufflepuff sieht, die weinend und zitternd über eins der Waschbecken an der hinteren Seite des Raumes gebeugt ist.
Erschreckt durch die soeben zugefallene Tür, zuckt sie zusammen und hätte fast ihre Sachen fallen lassen. Oh man, nur eine Tür... Jetzt komm, hilf dem Mädchen. Kennen tut die junge Syrin sie nicht, nur ein paar Mal gesehen, hat sie sie. Wenn sie sich recht erinnert, war ihr Nachname Davenport, doch anderes will ihr partout nicht einfallen. Doch das ist jetzt auch vollkommen egal. Leyla sieht einfach nur einen Menschen, der verzweifelt ist und dem sie gerne helfen möchte. So gibt sie sich also einen Ruck und geht bis auf einen halben Meter auf das junge Mädchen ihres Hauses zu und berührt sie sacht an der linken Hand, die sich um den Waschbeckenrand klammert. "Hey..." Sie hat keine Ahnung was sie machen oder sagen soll. Leyla weiß ja noch nicht einmal was los ist und sie hat auch Angst, danach zu fragen. Vielleicht wäre es einfacher, wenn sie sie hier herausholt und zum Unterricht manövriert, dann könnte sie ihren Kummer für ein paar Minuten vergessen - möglicherweise. "...du hast doch jetzt auch Zaubertränke, nicht wahr? Komm, lass uns da hingehen. Du musst auch nicht reden, wenn du nicht möchtest. Und ich lasse dich auch nicht alleine." Ob sie nicht viel lieber jetzt alleine wäre?, schießt es ihr durch den Kopf.
Ach wie gern würde sie dieses im Augenblick so zerbrechlich wirkendes, trauriges Wesen in den Arm nehmen und solange wiegen, bis sie keine Tränen mehr hat und es ihr endlich besser geht. Doch trauen tut sich die junge Hufflepuff dies nicht - wer weiß, vielleicht mag sie keinen Körperkontakt, und gerade in solch einem Moment vielleicht noch weniger.

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Glück ist eine Oase, die zu erreichen
nur träumenden Kamelen gelingt.

Beduinenweisheit


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BeitragVerfasst: So 13. Mai 2007, 17:22 
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(<--- Korridore)

Wie nicht anders zu erwarten schließt der Ire nach dem betreten das Klassenzimmer vorsichtig, doch anders als Fabi sucht er sich nicht gleich zielstrebig einen Platz um sich hinzusetzen, nein, mit leicht gesenktem Kopf verharrt er an der Wand neben der Tür. Die Ravenclaw kann den Grund für sein Bedürfnis zu stehen durchaus nachvollziehen und auch verstehen, selbst wenn sie sich selbst nie so gefühlt hat bisher, nun gut, früher, aber jetzt? Nervosität und Aufgeregtheit, zwei Gefühle die den Mensch gerne dazu veranlassen überstürzte Handlungen durchzuführen. Auch Sèitheach ist offensitlich, so gelassen sein Äußeres auch wirkt, jeden Moment dazu bereit den trainierten Körper in Bewegung zu setzten, sobald es neue Erkenntnise gibt. Und wäre da wohl nicht die Information, die er sich durch ihr logisches Nachdenken verhofft, wäre er sicherlich schon längst wieder auf den Korridoren unterwegs um sich der Suche nach Leander zu widmen, egal wie planlos er dabei vorgeht. Innerlich huscht ein Lächeln an ihrem geistigen Auge vorbei. Sèitheach ist wirklich ein Mensch wie er im Buche steht. Freundlich und aufgeschlossen, hilfsbereit, gerne für andere da (solange es kein Mädchen ist). Menschen, ja die wohl unberechenbarsten und doch so leicht zu durchschauensten Geschöpfe unter dieser Sonne. Und es stimmt wirklich, wie sagte Oscar Wilde so schön? Menschen, ein Vernunftsbegabtes Wesen, das dazu neigt, immer dann die Vernunft zu verlieren, wenn sie angebracht ist. Ja, so ist das auch mit dem vernünftigen Nachdenken, das auf jeden Fall, jetzt angebracht ist. Denn wie sollten sie sonst innerhalb einer halben Stunde in einem so riesigen Schloss wie Hogwarts Leander finden? Ohne das nötige ruhige Nachdenken und Abwägen nicht zu schaffen. Nun gut, selbst jetzt, nachdem sie so einiges dabei ist auszuschließen, wird es kein leichtes Unterfangen. Sie weis, dass wenn sie jetzt daneben liegt, sie vor dem Unterricht keine zweite Chance bekommen. Und schwänzen? Es wäre eine Möglichkeit, die man durchaus in betracht ziehen kann, aber nicht gerade die effektivste, brauchen sie doch den Stoff, um in das nächste Schuljahr zu gelangen.
Weiter und weiter fährt Fabi mit ihren Ausführungen fort, dabei die hellgrünen Augen stets auf Sèi gerichtet. Einmal sieht sie, wie ein kaum merkliches Zucken durch seinen Körper fährt, wie ein Impuls den sein Gehrin losgeschickt hat, den er jedoch bereits im Keim mit seinem Willen wieder ersticken kann. Haben sich da die Hände aus den Hosentaschen für wenige Millimeter herausbewegt und sind wieder zurückgesunken? Es liegt klar auf der Hand, bevor sie sich getroffen haben hat Sèitheach auf eigenen Faust nach Leander gesucht und ist definitiv kopflos durch die Gegend gerannt. Sicher wird er den ein oder anderen Ort aufgesucht haben, den sie gerade erwähnt hat. Aber etwas gutes hatte dies alles ja, wäre der Ire nicht auf die Idee gekommen den Ravenclaw in der Eulerei zu suchen, wären sie sich heute wohl nicht so einfach begegnet und so kann Fabi Sèi mit ihrem analytischen Verstand etwas unterstützen.
Obwohl sie ihm nicht in die Augen sehen kann, dafür ist die Entfernung, obgleich kaum zwei Meter zwischen ihnen liegen, zu groß, ist sich Fabiènne sicher, das dem kurzen Zusammenzucken der Muskeln ein Anflug von Gedanken folgt. Eine natürliche Reaktion, und außerdem, ist der Mensch nicht fast pausenlos am Denken, ob unbewusst oder bewusst, ob sich von ihnen in eine andere Welt ziehen lassend oder nicht. Doch lange ist Sèi jetzt nicht in seiner nebeligen Welt aus Worten die im Kopf wiederhallen und Bilder vormen was wir dann als Gedanken betiteln. Ohne jeden Zweifel hat er ihr aufmerksam zugehört, und so kommt etwas zaghaft, ganz so, als sei er sich nicht sicher, selbst eine Überlegung preiszugeben, oder wohl eher wenn man die Frage genau betrachtet, eine Hoffnung, das sich diese Frage sofort logisch widerlegen lässt. Eine Frage, bei der befürchtet werden könnte, dass sie sich bewahrheitet, wenn man sie zu laut ausspricht, als würde man ihr mit der eigenen Stimme Kraft verleihen sich zu verwirklichen.
Der Krankenflügel? Kurz schließt Fabi ihre Augen. Krankenflügel? Warum hat sie ihn nicht ins Visier ihrer Überlegungen genommen? Ach ja richtig...
„Nein ich denke nicht das Leander im Krankenflüge ist. Zumal er bereits am Montag ers diesen Besuchen musste. Gut das hat nichts zu sagen, aber wenn er dort wäre dann wüsste ich das. Immerhin geht er in mein Haus, und die glaubst doch hoffentlich nicht, dass sowas geheim bleibt. Dafür funktioniert das Schülernetzwerk viel zu gut. Desweiteren, würde Leander im Krankenflügel liegen, wen glaubst du wohl würde das sofort auf den Plan rufen? Seinen größten Peiniger. Unser liebenswerter Darian Damon würde es sich doch nicht entgehen lassen sein kleines Opfer ein wenig zu quälen, wo es doch so bereitwillig vor ihm liegt. Und ich kann dir vergewissern, Darian war heute nicht in der Nähe des Krankenflügels. Woher ich das weis? Ich habe ihn heute Mittag gleich nach dem Mittagessen Richtung verbotenen Wald marschieren sehen. Und davor hatte ich Unterricht mit ihm. Und da Leander nicht erst seit grade bei Miss Milliminster sein müsste, schließe ich diese Möglichkeit vollkommen aus.“ Ein beruhigendes Lächeln erscheint auf ihren Lippen. „Glaube mir, er liegt sicher nicht wegen dir im Krankenflügel, auch wenn es ihm die letzten Tage sichtlich nicht gut ging. Seelische Schmerzen bringen einen nicht gleich in den Krankenflügel, nicht sofort zumindest.“
Kurz legt sich Stille über die Beiden, in der nur das monotone Tropfen eines Wasserhahnes in der Ecke des Klassenzimmers zu vernehmen ist. Sich eingestehend, das sie so in die Gedanken über Leanders Aufenthaltsort beschäftigt war, dass sie ihn beim eintreten schlichtweg überhört hat, blickt sie kurz in dessen Richtung. Tropf tropf. Wo konnte Leander nur sein? Tropf tropf. Klassenzimmer oder Toilette? Tropf tropf. Die Klassenzimmer sind zu dieser Zeit alle verschlossen oder werden für den Unterricht benötigt. Tropf tropf. Aber der Ravenclaw, da ist sich Fabi sicher, ist nicht der Typ, der einfach geschlossene Türen öffnet. Tropf tropf. Bleiben also die Toiletten. Tropf tropf. Toiletten... es gibt in jedem Stockwerk vier Stück, zwei für die Jungs zwei für die Mädchen. Tropf tropf. Das Erdgeschoss, sowie, zweiter, dritter und vierter Stock sind auszuschließen. Zu viel Betrieb. Tropf tropf. In welcher Toilette der übrigen könnte allerdings ihr gesuchter Ravenclaw stecken? Tropf tropf. Wo die Toiletten kaputt sind? Oder einfach nicht in einem Zustand sind, weil sie so selten benutzt werden? Tropf tropf. Ja das musste es sein, es gibt dafür genau zwei Stück die in Frage kommen, die oben bei Astronomieturm und die...
Klack klack. Ein anderes Geräusch mischt sich zu dem so beruhigenden Tropfgeräusch des Wassers. Auch Sèi scheint es bemerkt zu haben, denn der Blick seiner grauen Augen hängen nun am selben Punkt wie die hellgrünen Fabis. Am Fensterbrett sitzt Miss Marpel und blickt mit einem leicht genervten Blick zu ihnen hinein. Gerade will sich Fabi in Bewegung setzten, als der Ire verlauten lässt, das er schon gehe. Ein Grund seinen Körper in Aktion zu bringen, dass ihm der gerade recht kommt ist für Fabis geübten Blick kein Geheimnis. Schnell steht er vor dem Fenster, öffnet es, lässt Fabis Eule hineinhüpfen und entfernt das Pergament von ihrem drahtigen Beinchen. Miss Marpel, offenbar von dem Wunsch beseelt jetzt endlich auszuruhen fliegt leise Schuhuhend davon, nachdem sie sich mit zugekniefenen Augen eine zärtliche Geste Sèis abgeholt hat.
Dieser steht jetzt nun vor der blonden Ravenclaw und hält ihr das Pergament, das nun wirklich kurz vor dem Auseinanderfallen steht, entgegen. Ein dankendes Lächeln, kurz sich kurz durch das blonde Haar gewuschelt, dann öffnet sie zum zweiten Mal an diesem Tag die Notiz Leanders. Kurz huschen die Augen über die kurzen Zeilen, überfliegen sie erneut, und ein mit sich zufriedenes Leuchten spiegelt sich auf ihnen wieder. Astronomieturm, sie hat also recht. Das Stück Pergament in die Hosenstasche rutschen lassend, kommt plötzlich auch Leben in die schmale Statur Fabis. Geschickt, und das obwohl körperliche Aktivitäten eher weniger ihr Ding sind, drückt sie sich vom Tisch weg und steht zufriedne lächelnd vor Sèitheach. „Er ist im Astronomieturm, beziehungsweise in der Toilette in der Nähe des Turmes. Wir sind keine drei Minuten davon entfernt. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch dich zu Leander zu bringen, und ich kann danach für uns drei in den Unterricht gehen, während ihr beide das klärt was zwischen euch steht.“ Das sie sich denkt, was sie klären müssen, lässt sie einmal unter den Tisch fallen. Jetzt so herauszuposaunen, dass sie weis das die beiden wohl mehr als nur freundschaftliche Gefühle für einander hegen, wir sie nicht. Dazu ist weder der rechte Ort noch die rechte Zeit und überhaupt auch sonst nicht die richtigen Rahmenbedingungen gegeben. Unternehmungslustig greift Fabi kurz nach Sèis Hand und zieht ihn für zwei Schritte mit sich Richtung Klassenzimmertüre, wie als würde sie sagen wollen: 'Komm wir haben keine Zeit zu verlieren.' denn die Uhr über der Tür zeigt bereits zehn Minuten vor drei...

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Der Grund,
warum es uns solches Vergnügen bereitet,
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dass dadurch die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit
von dem unsrigen abgelenkt wird.
Oscar Wilde


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Natürlich liegt er nicht im Krankenflügel. Sèitheach erlaubt sich, erleichtert aufzuatmen. Sicher hat Fabi geahnt, was er hören wollte um die Zweifel zu zerstreuen. Dafür ruft sie andere auf den Plan. ~Nicht sofort zumindest …~, hallt es in Sèitheachs Kopf nach und er beißt sich unwillkürlich auf die Lippen. Es kann doch nicht wirklich seine Schuld sein? Nicht sofort … das würde heißen, dass Leander doch früher oder später doch schwerwiegende Probleme kriegen könnte. Nur wegen Sèitheach. Wirklich nur wegen ihm? Das ist alles so verwirrend. Leander hat den Brief doch selbst zurückgeschickt, und jetzt steigert er sich da so in die ganze Sache hinein? Sèitheachs Zweifel und seine Verwirrung steigen. Es gibt nur eine Erklärung für das scheinbar widersprüchliche Verhalten. Jemand anderes muss den Brief abgefangen haben. Gespannt mustert Sèitheach Fabi, die das zerfledderte Pergament entgegen nimmt und fragt sich, warum er nicht schon früher auf diese Idee gekommen ist. Er hätte Leander fragen können und ihm und sich eine Menge Schmerz und Sorgen erspart. Besonders Leander, der das alles so viel schlechter verkraftet als Sèitheach selbst. Er hätte es wissen müssen, Leander tut immer so, als würden ihm die ständigen Hänseleien und Quälereien nicht kümmern, aber eigentlich ist er auch nur ein Mensch. Ein ziemlich schwacher, schutzbedürftiger noch dazu. Warum wird das Sèitheach erst jetzt so deutlich bewusst? Erst jetzt, wo das Unheil schon angerichtet ist. Er will immer noch nicht wahrhaben, dass er selbst Schuld ist, obwohl er es tief in seinem Inneren sehr wohl weiß. Es ist nur so verdammt schwer, sich seine Fehler einzugestehen. Will er Leander zurück haben, wenigstens als Freund und Vertrauten, dann muss er sie nicht nur vor sich selbst, sondern sogar noch schwerer, auch vor Leander eingestehen. Davor hat er Angst.

Fabi hat die einzelne Zeile überflogen und erklärt Sèitheach nun, wie nahe Leander eigentlich ist, ohne dass sie bisher vom jeweils anderen wussten wo er war. Sein Herz macht einen unangenehmen Sprung, setzt aus und stolpert dann in seinen alten Rhythmus zurück. Je näher der Augenblick rückt, in dem er Leander gegenüberstehen wird, desto mehr sinkt ihm das Herz in die Hose. Was, wenn Leander ihn wirklich nicht sehen will? Er könnte es ihm nicht einmal verübeln, würde er doch genauso handeln, wenn er an dessen Stelle wäre. Ist er aber nicht und das macht die Sache nicht unbedingt leichter. „Glaubst du, Leander würde dafür den Unterricht schwänzen?“, fragt Sèitheach mit kratziger Stimme und beobachtet Fabi, wie er vom Tisch rutscht. Im Hintergrund verlässt die Eule, die anscheinend Fabi gehört, den Schauplatz mit einem verabschiedenden Ruf. Sèitheach, froh sich ablenken zu können und nicht so ganz direkt dem grünen Blick begegnen zu müssen, wendet sich dem Fenster zu und schließt es mit einem lässigen Wink seines Zauberstabs. Er will sich Fabi gerade wieder zuwenden, als dieser schon nach Sèitheachs Hand greift und den Iren mit sich richtung Tür zieht. Irgendwie haben sie jetzt die Rollen getauscht, Sèitheach Motivation lässt immer mehr nach, während Fabis offenbar exponentiell zunimmt. Ein typischer Wunsch-Angst-Konflikt für Sèi und das sind dummerweise die, die die größte Spannung erzeugen und einen am meisten in der (geistigen und körperlichen) Bewegungsfreiheit einschränken. Da kommt es nur recht, das Fabi die Sache in die Hand nimmt – im wahrsten Sinne des Wortes. Überrumpelt stolpert Sèi ihm hinterher, fängt sich aber gleich wieder. Nur kurz streift sein Blick ebenfalls die Uhr, dann wirft er einfach alle Skrupel über Bord. Was sind schon ein paar Hauspunkte gegen eine Freundschaft? Eben. Klackend fällt die Tür hinter ihnen ins Schloss. Sèitheach macht sich nicht die Mühe, den Raum wieder abzusperren, es ist ohnehin nichts von Wert darin. Mal abgesehen davon, dass er für seine Umgebung eh schon so gut wie blind geworden ist. Nur noch Schritt für Schritt die Füße voreinander setzen, unsichere Blicke zu Fabi werfen und trotzdem zielsicher den richtigen Weg einschlagen. Sèitheach fühlt sich schlecht. Seine Hände schwitzen leicht in den Hosentaschen, die linke nimmt er jetzt heraus um sich damit fahrig durch die Haare zu streichen. Seine Finger sind kühl, als wäre alles Blut daraus gewichen. Solche Angst, solche Spannung, nur wegen ein paar Worten, die noch nicht einmal ausgesprochen sind? Irgendwie findet das Sèitheach im Moment überhaupt nicht mehr lächerlich.
Tatsächlich stehen sie wenig später vor der besagten Toilettentür. Sèitheach schluckt und bleibt zögernd stehen. Es ist nichts zu hören. Unsicher wendet er sich Fabi zu und schaut ihn hilfesuchend an, nickt zaghaft zu der Tür. „Klopfst du?“, fragt er und seine Stimme klingt, als hätte er sie länger als nur auf dem kurzen Weg hierher nicht benutzt. „Ich trau’ mich nicht!“, fügt er noch hinzu, obwohl das sicherlich nicht notwendig gewesen wäre. Fabi hat es bestimmt sofort durchschaut.

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We’re one world
And one hand
We’re one wish
And one brand
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Langsam schreiten sie durch die Tür. Trap..trap. Schon sind sie im Treppenhau und sie betrachtet die Personen auf den Bildern, die sie so entsetzt anstarren. Chantal mag diese überhäufende Aufmerksamkeit nicht, sie steht nicht gerne im Mittelpunkt, denn sie weiß, sowas geht schnell wieder vorbei. Wenn es ihr wieder normal geht, schaut sie niemand mehr wegen dem geweine an und siehe her, auf einmal ist sie nur eine "Nebendarstellerin". Plötzliche negative Veränderungen kommen ihr garnicht gut, sie ist sozusagen nicht darauf vorbereitet. Wenn sowas passiert, reagiert sie oft schlimmer als die Sache an sich. Es ist nicht einmal klar, ob ihre beste Freundin Leyla stirbt. Sie liegt im Krankenhaus, sie könnte noch überleben. Jetzt beispielsweise heult sie nicht nur, dass sie vielleicht sterben könnte, sogar schon wegen den Veränderungen, die es danach geben könnte. Chantal kommt sie langsam doof vor, dass eine Schülerin ihr noch zum Klassenzimmer helfen muss. ~die arme~ denk sie sich und frägt sich, ob sie schon so verzweifelt ist?? Sie muss jetzt was sagen: "hi ich bin Chantal."


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BeitragVerfasst: Fr 18. Mai 2007, 21:38 
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(Erster Post- 7.September)

Mit eiligen Schritten tänzelt Sophie lautlos durch den Korridor. Und ihre gute Laune hat mehrere Gründe. Nicht nur, dass sie bis heute Abend unterrichtsfrei hat, da sie morgendliches ‚Lehrprogramm’ schon absolviert hat. Ihre Tante Faith räumt gerade den Speicher des Melrose-Bauernhofes auf, das allein ist zwar kein Grund zur Freude, aber was sie da so gefunden hat…heute Morgen ist Penny mit einem nicht minder schweren Paket angekommen und seitdem konnte Sophie gar nicht mehr still sitzen. Es sind Noten, über 100 Seiten, die mit Noten, mit den Kompositionen ihres Vaters überhäuft sind. Wie einen Schatz presst sie die Blätter gegen ihre Brust, gegen die ihr Herz so freudig, wie schon lange nicht mehr schlägt. Bis jetzt konnte sie nur einen flüchtigen Blick auf die künstlerischen Ergüsse ihres Vaters werfen. Sie biegt in den nächsten Gang, der etwas abgeschotteter ist. Eigentlich ist es nicht mal ein richtiger Gang, eher eine Vertiefung im Mauerwerk, doch mehr als eine Nische.
Nun steht sie vor einer Holztür, hinter der man wohl so etwas wie eine Besenkammer erwarten würde, doch dahinter verbirgt sich etwas ganz anderes, etwas besonderes, von dem nicht viele Leute auf Hogwarts wissen. Sie klopft leise an die Tür bis ein einladendes Geklimper zu hören ist. Behutsam drückt sie die Türklinke runter, genießt das leise, vertraute Quietschen, das die Tür von sich gibt und betritt den Raum, um die Tür dann sogleich lautlos hinter sich zu schließen. Ihr Blick schweift …durch den Raum, der recht klein, aber durch zwei große, fast bis zum Boden reichende Fenster mehr als ausreichend erhellt wird. In der Mitte steht ein großer Flügel, etwas altmodisch, doch nicht älter, als Hundert…höchstens. Und außer dem kleinen Hocker vor dem Tasteninstrument befindet sich nur noch ein rotes Samtsofa in der hinteren Ecke, das wohl für eventuelle Zuhörer gedacht ist. „Hallo Stue!“ sie singt diese Worte schon fast mehr, als dass sie sie sagt. „Oh, Miss Sophie! Schön sie mal wieder zu sehen!“ antwortet der alte Flügel mit seiner ungewöhnlichen Stimme. Es ist eine Mischung aus einem freundlichen Klimpern, gemischt mit einer menschlichen Stimme, die sich nicht entscheiden kann, auf welcher Tonlage sie sprechen soll. ‚Miss Sophie’ Unweigerlich breitet sich ein Lächeln auf Sophies Zügen aus. Wenn er sie so nennt muss immer an Silvester denken. Wie ihre Mutter alljährlich vor dem Fernseher sitzt und ‚Dinner for One’ anschaut und jedes Mal lacht. Sophie und Faith lachen zumeist nur weil Lauren lacht. Voller Elan schreitet sie auf den Flügel zu und lässt sich galant wie immer auf dem niedrigen Hocker nieder. Das hier ist ihr Zufluchtsort, seit dem 2.Schuljahr besucht sie diesen Raum regelmäßig. Sie weiß nicht mehr, wer ihr diesen Raum gezeigt hat. Es war ein älterer Herr gewesen, er hat wohl mitbekommen, wie sehr sie das Klavierspielen hier vermisst. Was relativ einfach war, da Sophie damals beständig auf dem Tisch herumgetippt hat.
„Wie waren deine Ferien.“ Fragt sie. Sie weiß wie sehr Stuart Smalltalk liebt und auch wenn sie diese Liebe nicht teilen kann, macht sie ihm gern die Freude. „Sie waren sehr …tonlos. Ich habe sie wirklich vermisst Miss Sophie.“ „Jetzt bin ich ja wieder da und ich hab dir auch was mitgebracht.“ Voller Stolz platziert sie die Notenblätter auf der dafür vorgesehenen Ablage. „Was haben wir denn da schönes?“ fragt er mit dunklem Brummton. „Eine Sonate...einen Namen hat sie nicht…noch nicht. Ich glaub sie ist sehr gefühlsbetont. Zuerst ein langsamer ¾ Takt, der in einen zügigen 16/8 Takt übergeht, dann vollkommen die Flucht ergreift und später zu seinem erbarmungswürdigen Schluss kommt. Aber das ist nur der erste Teil…“ erklärt sie, während sich ihre Worte dabei fast überschlagen. „Hört sich ja viel versprechend an.“ Erklingt es nun auch freudig von Stue. „Wollen wir?“ Ein stummes Nicken von Sophie…dann schlägt sie den ersten Ton an. Für einen Moment genießt sie den vollen Klang dieser einen Note. Dann folgt der nächste Tastenanschlag…mehr und mehr fließen die einzelnen Töne zu einer Melodie zusammen. Der Raum wird von einem wehmütigen Spiel erfüllt, das eine Geschichte zu erzählen versucht. Die Hände der Slytherin scheinen über die Elfenbeinklaviatur zu fliegen. Das Stück gewinnt an Tempo und wie von Zauberhand wenden sich die Notenblätter vor Sophies Augen, offenbaren ihr immer neue Zeilen und so fügt sich ein Satz an den nächsten. Wie in Trance bewegt Sophie ihren Oberkörper, ein Metrum so sicher und genau wie kein anderes. Immer wieder schließt sie die Augen, lässt das Gespielte auf sich wirken und versucht zu verstehen, was ihr da erzählt wird. Es geht um Liebe, so viel ist sicher…um eine Leidenschaft, die sich steigert und steigert, ein Feuer, das alles zu verschlingen droht und dann ist da noch etwas anderes, Angst …Wut. Nun setzt die linke Hand aus. Eine sanfte Melodie folgt, einem Glockenspiel gleich, nur ungleich sanfter.

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"Mäh! Ihr Schafe! Mäh! Ihr Schafe!..."

- Babe



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BeitragVerfasst: Sa 19. Mai 2007, 10:32 
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In schnellen Schritten, die merkwürdig drängend von den Wänden widerhallen, bewegen sich die beiden durch die Korridore. Weit ist der Weg ja nicht, doch üblicherweise ziehen sich Dinge immer dann in die Länge, wenn die Zeit knapp bemessen ist. Oder aber...
Fabis Blick huscht zu Sèi, der ein paar Armlängen hinter ihr ist. Obgleich seine Füße gerichtet einen neben den anderen setzen, und er seinen Körper offenbar noch bestens, trotz des bevorstehenden, unter Kontrolle hat, entgehen der Ravenclaw die verunsicherten Blicke aus den sturmgrauen Augen keines falls. Wenn man sogar genau hinsieht, könnte man schon fast sagen, dass der Ire etwas blasser geworden ist. Die hellgrünen Augen wenden sich rasch wieder ab und fixieren das Ziel am Ende des Ganges. Sie braucht ihn nicht weiter beobachten um zu wissen, wie es in ihm aussieht. Das natürliche, logisch nachzuvollziehende Verhalten eines nervösen, ängstlichen Menschen. Diese Angst vor dem was kommt, sie lebt doch in fast allen Seelen auf dieser Erde. Die Angst, die dafür verantwortlich ist, dass sich die ganze Seele zusammen zieht und an einem undefinierbaren Ort im Körper einrollt. Am liebsten würde sie wohl darauf warten, dass alles vorbei ist und sie nichts von dem Geschehenen mitbekommt. Doch leider schwindet mit der Seele auch die Kontrolle über unseren Körper. Er wird kalt, man beginnt leicht zu schwitzen, fahrige Handlungen stellen sich ein, nervöse bis ängstliche Blicke huschen um her. Alles beginnt sich qualvoll in die Länge zu ziehen. Spannung und Druck entstehen... Ist es nicht immer wieder faszinierend wie logisch selbst das Innenleben eines Menschen aufgebaut ist?
Erneut huschen ihre hellgrünen wachen Augen zu dem Hufflepuff hinter ihr und in der Tat werden all ihre Gedankengänge bestätigt. Sèitheach wünscht sich nichts sehnlicheres als Leander zu sehen, und hat doch Angst davor. Kurz huscht ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. Soll es aufmuntern? Vermutlich, doch weis Fabi, das es vermutlich nichteinmal wahrgenommen wird. Sind die Augen doch so leer, als wären sie blind. Nicht in der Lage nur irgendetwas zu registrieren, auf den Punkt in die Ferne gerichtet, wo Wunsch und Angst aufeinander treffen. Um wenigstens die drückenden von den Wänden widerhallenden Schritte zu übertönen, beginnt Fabiènne nun endlich auf die Frage des Iren zu antworten, die er ihr noch in dem Klassenzimmer gestellt hat.
„Es ist wohl sicher, dass Leander den Unterricht schwänzen wird. Er hat es mir bereits, ob bewusst oder unbewusst in seiner ersten Nachricht mitgeteilt. Er schrieb, dass ich das Buch, welches ich von ihm gefunden habe, in den Gemeinschaftsraum hinterlegen solle. Doch warum sollte ich das auch tun, wenn ich ihn eine Stunde später im Unterricht sehe? Also ist es auf Grund dieser Aussage logisch zu erkennen, dass Leander nicht in Zaubertränke erscheinen wird, und ich ihm so nicht das Buch geben kann.“ Und gerade, als sie noch etwas hinzusetzen möchte, bleiben sie stehen. Ein kleines Schild, das kaum noch zu lesen ist, hängt an der Wand neben einer Tür. 'Jnge l' ist noch zu erkennen, und lässt den Betrachter die Annahme gewinnen, sich vor der Jungentoilette zu befinden.
Mit einem 'da sind wir'-Blick wendet sich Fabi abermals an Sèi, und augenblicklich werden ihre Augen weicher, von dem durchschauenden musternden Augen ist kaum noch etwas übrig. Sèi sieht gar nicht mehr gut aus, nicht das er viel besser auf dem Weg hierher ausgesehen hat, doch jetzt... Die Stimme mit der er sich an sie wendet, und klingt, als würde sie aus einer anderen eigenartigen Nebendimension zu ihnen durchdringen, so fremd und anders ist ihr Klang, spricht in wahrstem Sinne des Wortes Bände. Sie braucht den Satz, das er sich nicht traut, zu Klopfen nicht erst vernehmen um Bestätigung zu erfahren wie es ihm geht. Vorsichtig hebt sie die Hand und legt sie ihm beruhigend auf die Schulter. Ein warmes sanftes Lächeln umspielt ihre Lippen. „Klopfen kann ich für dich, nur hineingehen musst du alleine. Ich kann da nicht mit hinein. Es wäre auch gar nicht gut. Das ist eine Sache zwischen dir und Leander. Ich habe mich ohnehin schon genug eingemischt. Ich hätte es wohl auch nicht getan, wenn es dir nicht helfen würde. Rede mit Leander.“ Ein kurzer Druck auf seine Schultern, ein erneutes warmes aufmunterndes Lächeln an Sèi, dann ist ihr normaler, forschender Gesichtsausdruck zurück. Sich an die Tür gewand, hebt sie die rechte Hand, und klopft mit dem abgeknickten Zeigefinger zwei Mal sachte, wenn auch gut vernehmbar, an die hölzerne Türe. Nach dieser Tat wendet sie sich erneut ihrem neuen Freund zu. „Ich kann noch warten bis du drinnen bist, wenn du das möchtest. Ansonsten, würde ich wohl in den Unterricht gehen, für uns drei, dann kann ich euch erzählen was ihr verpasst habt.“ Ein leichtes Nicken. Jetzt heißt es für die nächsten paar Sekunden ohnehin warten, warten darauf, dass Leander Sèi hineinbittet. Den Gedanken, sich geirrt zu haben was den Aufenthaltsort des Ravenclaw angeht, macht sich Fabi keine. Dafür ist ihr vertrauen an ihren Verstand viel zu groß. Er hat sie noch nie im Stich gelassen und wird es wohl auch in Zukunft nicht.

(---> Korridore)

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BeitragVerfasst: Sa 19. Mai 2007, 13:11 
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Der Schmerz hatte Trotz mobilisiert. Leander sieht das nun ganz klar. Nur aufgrund dieses Trotzes hatte er so unhöflich zu Fabiènne sein und so einen unerhörten Entschluss fassen können wie den, eine Schulstunde zu schwänzen. Im Prinzip hat ihm der Trotz Kraft gegeben seine Schüchterheit und seine Folgsamkeit zu überwinden. Wenn auch nur kurz, sehr kurz. Es hatte ja nun ausgereicht, dass Fabiènne hartnäckig geblieben ist in ihrer zweiten Nachricht, um Leander wieder zu dem widerstandslosen Jungen zu machen, der er eigentlich ist. Nur ein weiterer Brief und sämtliches Rebellentum fällt von ihm ab, sehr interessant. Und betrüblich. Wenn nicht einmal heftigster Liebeskummer ihn befähigt seine Grenzen wirklich dauerhaft zu verschieben, dann muss er sich wohl einfach geschlagen geben. Vielleicht ist das auch gut so. Was hätte es ihm denn gebracht, ab heute ein Unterricht schwänzender und seinen Gefühlen nachgebender Mensch zu sein? Außer Ärger sicher nicht viel. Und Sèitheach würde ihm das auch nicht zurückbringen. Insofern ...
Er hebt leicht den Kopf und entfaltet seine Arme, als er den Eindruck hat, draußen auf dem Korridor Stimmen zu hören. Ist sie schon da? Dann war sie wie immer enorm schnell im Kombinieren. Naja, die Rätselaufgabe 'Wo im Astronomieturm befindet sich Leander' ist auch nicht unbedingt allzu herausfordernd, schon gar nicht für ein Mädchen wie sie. Andererseits ist sie nicht der Typ für Selbstgespräche, also könnte es auch sein, dass nur ein paar Schüler vorbeige... Es klopft.
Leander rührt sich nicht, starrt nur die Türe an, der er gegenüber steht. Sie ist es, sie muss es sein. Jeder andere Schüler hätte einfach versucht hereinzukommen, Fabiènne aber weiß, dass er hier drin ist, und klopft demnach an. Soviel zur Logik, die verabschiedet sich sowieso gerade zu einem guten Teil, da alle möglichen Gefühle auf ihn einstürzen. Ihm wird plötzlich ganz kalt, es ist ein Schauer, der ihm durch alle Glieder fließt wie Eiswasser. Sie wird ihn überreden wollen, sich mit Sèitheach zu treffen. Ganz sicher, das wird sie. Und sie ist hartnäckig. Er wird es nicht fertig bringen, ihr lange Widerstand zu leisten. Irgendwann wird er einknicken, zusagen und sich dafür hassen. Und dann wird es ein Gespräch mit Sèitheach geben, ein peinliches Gespräch das damit endet, dass Leander sich wie der allerletzte Idiot von ganz Hogwarts fühlt und die Gewissheit hat, niemals etwas für den Iren bedeutet zu haben oder jemals bedeuten zu können. So, genug davon. Er ist kein Wahrsager und das ist auch keine Vorhersage, es ist nur eine realistische Einschätzung der näheren Zukunft, die ihm aber momentan auch nicht hilft. Denn der vorhin besagte Trotz ist schon lange endgültig verflogen und er würde es nicht schaffen, Fabiènne die Tür nicht zu öffnen. Das ist unhöflich.
Langsam setzt er sich in Bewegung, zieht den Stab und richtet ihn auf die Türe ... Es folgt ein deutlich hörbares Klicken im Türschloss, als sich der Zauber aufhebt. Es ersetzt ein 'Herein!' ziemlich adäquat, wie er findet, und Leander spart sich die Floskel. Das war's dann wohl, seine Isolation ist beendet, sein Rückzugsgebiet ist wieder zugängig. Er seufzt leise und versucht vergeblich, sich für das folgende Gespräch mit Fabiènne (wie er immer noch fest annimmt) zu wappnen. Soll er einfach von vorn herein gar nicht erst versuchen ihr zu widersprechen? Einfach nur nicken und sich in ihre Vorschläge fügen? Oder halbherzig versucher ihr klar zu machen, dass Sèitheach ihn nicht mehr sehen will? Er könnte sich alternativ auch noch schnell in einer Kloschüssel ertränken ...

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Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.
- Mahatma Gandhi


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Gesellschaft: Fabi
Fabi lächelt und spendet Sèitheach damit durchaus Trost und Mut, auch wenn er die Geste nicht erwidern kann. Er ist nervös und vor allem ängstlich. Zurückweisungen kann er nicht vertragen und wenn es darauf hinausläuft wäre es schon die zweite, die er von Leander einstecken muss. Vorausgesetzt der Brief war eine, was Sèitheach inzwischen selbst bezweifelt und das macht das ganze noch schlimmer, denn hätte er sich am Montag … er schüttelt kaum merklich den Kopf. Er muss die Selbstvorwürfe nicht noch mehr anstacheln, sie sind ohnehin schon die ganze Zeit in seinem Kopf und lassen ihm keine Ruhe. Inzwischen hofft er nur noch, dass sie weggehen, wenn die Sache mit Leander geklärt ist und er redet sich ein, der Ausgang des Gesprächs, sofern es eines werden sollte, wäre ihm egal. Aber natürlich ist es das nicht, nur hat er das ungute Gefühl, nicht wirklich viel tun zu können. Eine lahme Entschuldigung sprechen, Leander noch mehr Vorwürfe machen, kitschige Liebesschwüre. Alles nicht so ganz das Wahre und nichts, was Sèitheachs Gefühlslage entspricht. Kein Wunder, ist diese doch reichlich zwiespältig. Er versteht sich ja selbst kaum noch, wie soll Leander es dann schaffen? Sèitheach muss darauf bauen, dass er es nachvollziehen kann und dann bleibt immer noch das Problem – wie soll er es ihm verständlich machen? Wie alles erklären? Er weiß es nicht. Er weiß es beim besten Willen nicht.
Fabi spricht, doch die Worte gehen an Sèitheach größtenteils vorüber. Er kann nicht mitkommen, das dringt langsam in sein Gehirn vor und veranlasst ihn, schwach zu nicken. Er wünschte sich, es wäre anders, aber er weiß ebenso gut wie Fabi selbst, dass es nicht möglich ist. Was den Unterricht betrifft hört er nicht zu, es ist ihm egal. In diesem Moment ist ihm alles egal und es erschreckt ihn sogar fast selbst, wie gleichgültig er sich selbst und der Welt gegenüber steht. Ein einziger Mensch hat eine derartige Auswirkung auf ihn? Sèitheach glaubt nicht, dass es etwas Gutes sein kann. Tatsächlich spielt er kurz mit dem Gedanken, zu gehen, es einfach dabei zu belassen, aber tief in seinem Innersten weiß er, dass er damit nicht nur Leander sondern irgendwann auch sich selbst zerstören würde. Den sanften Druck an seiner Schulter nimmt Sèitheach garnicht richtig wahr. Alles in ihm schreit: Flucht! Und im nächsten Moment ist ein leises Klacken zu hören, die Tür ist offen und Sèitheachs Beschluss endgültig gefasst. Er wird hinein gehen und sich dem stellen, was kommen muss. Egal, wie es ausgeht.

Mit einem ebenso leisen Klicken fällt die Tür zurück ins Schloss wie es jenes war, mit dem sie entsperrt wurde. Sèitheach spürt sein Herz überdeutlich gegen seine Rippen schlagen, so laut, dass er meint Leander müsste es hören. Sein Atem geht unruhig und auch sein Blick huscht ruhelos hin und her. Die Hände legt er hinter seinem Rücken an das raue Holz der Tür. Seine Finger sind kalt und könnte er sie nicht mit seinem Körper bändigen würde sie auch zittern. Er wagt es nicht, Leander anzusehen. Warum wird er nur von solchen Schuldgefühlen geplagt, wenn er sich doch keiner Schuld bewusst ist? Es ist so einfach, sich selbst zu belügen und in diesem Moment muss Sèitheach der Wahrheit ins Gesicht schauen, die ihn gnadenlos zur Schau stellt. Vor Leander und, schlimmer noch, vor ihm selbst. Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat. Er weiß, dass er daran schuld ist, dass es Leander schlecht geht. Er weiß auch, dass er nur auf dessen Gnade hoffen kann und dass er nicht darauf zu hoffen wagen darf. Er hat es verbockt und er trägt die Konsequenzen. Ein leises Seufzen entringt sich seiner Kehle und er schaut nun doch auf, zieht die linke Hand hinter seinem Rücken hervor und streicht sich fahrig durch die blonde Wuschelfrisur. Das hier ist nichts, worauf sich Hoffnung aufbaut. Es ist vielmehr der Abschluss von etwas, dass schon Tage vorher aufgehört hat. Dabei wollte Sèitheach nicht, dass es zu Ende ist, wo es doch kaum begonnen hat. Es. Eine Freundschaft, eine Beziehung, eine Vertrautheit zwischen zwei Menschen, die so unterschiedlich sind und sich trotzdem so ähnlich. Etwas, dass unheimlich gut hätte sein können oder schmerzvoll und schlecht. Sèitheach weiß es nicht und kann es nicht abschätzen, durch seine unüberlegte Reaktion hat er ihnen jede Möglichkeit genommen, sich unbefangen näher zu kommen. Unbefangen ist eigentlich das falsche Wort – unbelastet trifft es besser. Jeder von ihnen hat seine Vergangenheit aber keiner die des anderen. Es tut gut mit jemandem zu reden, der nicht involviert ist und trotzdem versteht. Verständnis. Sèitheach hat so lange nach jemandem gesucht, der ihn versteht und kaum hat er jemanden gefunden, wirft er ihn weg, als würde es ihm nichts bedeuten. Aus Angst, und auch aus Frust über eine erneute Verletzung. Jetzt gibt es da noch Fabi und eigentlich braucht er Leander nicht mehr. Er braucht ihn nicht mehr als offenes Ohr, nein, jetzt will er ihn. Er will ihn als Freund und vielleicht auch als Geliebten. Als denjenigen Menschen, der alles von ihm weiß, selbst jene Dinge, die sogar Fabi verborgen bleiben. Als einen Menschen, der ihn vorbehaltlos liebt. Warum? Er kann es nicht sagen. Vielleicht, weil Leander jemand ist, der keine Kritik übt, aber das will Sèitheach sich nicht eingestehen. Er will kein so berechnender Mensch sein, er will Leander nicht ausnutzen und ob dieser im Endeffekt doch nur Mittel zur Befriedigung eines Bedürfnisses nach kritikloser Verehrung ist, wird er wohl nicht erfahren. Nicht, wenn er nicht irgendetwas tut um diesen Ausgang abzuwenden.

Vorerst stößt er sich von der Tür ab und tritt einige Schritte zur Seite. Sèitheach will Leander den Ausgang, den Fluchtweg, nicht versperren. Er will ihn nicht gefangen halten, er muss bleiben wollen, obwohl Sèitheach große Angst davor hat, Leander könnte vor ihm weglaufen wie … nun ja, wie vor einem Slytherin. Leise räuspert Sèitheach sich und senkt den Kopf. Er wirkt auf einmal sehr müde. Resignierend. Das ist es also, das Ende, und ihm fallen noch nicht einmal die richtigen Worte ein. Ihm fällt kein einziges Wort ein, sein Kopf ist wie leer gefegt. Sicher schon ein paar Minuten ist er hier und hat doch noch kein einziges Wort gesagt, nicht einmal ein Wort der Begrüßung. Es klingt so banal und wenn man sich die Gesamtsituation ansieht wirkt auch diese so bedeutungslos. Sèitheach aber hat Angst, von der Bedeutung jedes Wortes, obschon sie noch ungesagt sind, erdrückt zu werden. Er hat Angst, etwas Falsches zu sagen und alles noch schlimmer zu machen.
Abermals ein Seufzen. Er hebt den Blick und mustert Leanders schmächtige Gestalt immer noch wortlos. Der Ravenclaw wird nicht beginnen, er weiß es. In diesem Moment kann Sèitheach es auch nicht. Wie gern würde er einfach hingehen und Leander in seine Arme schließen um in nie wieder gehen zu lassen. Warum? Er fragt es sich selbst, beinahe wütend. Warum ausgerechnet Leander? Warum nicht jemand, von dem er weiß, dass er seine Gefühle niemals erwidern wird. Warum nicht jemand, der ihn verletzen würde, bei dem nicht Sèitheach stark sein muss. Warum nicht jemand, der ihm ähnlicher ist. Warum … es ist müßig, diese Frage zu stellen. Doch sie kommt wieder, immer und immer wieder, genauso wie die Erinnerung an bisher Erlebtes, wenn er Leander so vor sich stehen sieht. Er sieht nicht gut aus, nein, und es schmerzt ungemein, der Grund dafür zu sein. Sèitheach hasst sich dafür, einerseits weil er nicht will, dass es Leander schlecht geht, andererseits weil er sich anmaßt, sich selbst so eine große Bedeutung in dessen Leben zuzuschreiben. Sèitheach hat Leander Unrecht getan und er weiß es, auch wenn er sich den Brief immernoch nicht erklären kann, aber das muss nicht heißen, dass sich Leanders Gedanken nur noch um ihn drehen. Wie kommt er überhaupt auf diesen absurden Gedanken? Sie haben doch kaum mehr als drei Worte miteinander gewechselt. Das alles ist für Leander sicher nur eine lästige Sache, die ihn von Wichtigerem abhält, dem Unterricht zum Beispiel. Ein Missverständnis, das man beseitigt um den Kopf wieder frei zu bekommen, das aber keine weitere Bedeutung hat.
Keine Bedeutung. Sèitheach schließt die Augen, fährt sich mit der linken Hand müde durch das Gesicht. Er macht sich zu viele Gedanken. Was fand schon Shakespeare? Viel Lärm um Nichts.

„Es tut mir Leid.“ So schlicht es klingt, so eine Überwindung ist es, diese wenigen Worte auszusprechen. Sèitheachs Stimme klingt brüchig, wie altes Pergament. Mühsam schluckt er und fährt sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Es drückt schon alles aus, was er sagen will und auch das, was er nicht sagen will: dass er sich keine Hoffnungen macht. Er wagt es ja nicht einmal, Leander anzuschauen. Halb hofft er auf einen Wutausbruch, der nicht kommen wird. Sèitheach wünscht sich inständig, dass Leander ihn schlägt, ihn anschreit, irgendwie emotional reagiert und damit zeigt, dass es ihm auch etwas bedeutet hat. Dass es ihm vielleicht auch noch etwas bedeutet, so wie Sèitheach selbst. Genauso sehr fürchtet der Ire, Leander könnte einfach gehen und ihn stehen lassen. Ohne Erklärung, im schlimmsten Fall sogar ohne die Entschuldigung angenommen zu haben. Er wagt nicht, aufzuschauen, im Gegenteil. Er schließt die Augen und wartet atemlos auf das Geräusch der sich öffnenden und hinter Leander wieder schließenden Tür.

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Der Zauberstab verschwindet wieder in seiner Hosentasche, sein Blick sinkt wieder gen Boden. Als sich die Türe schließlich öffnet, sieht er nicht hin. Doch irgendwas stimmt nicht. Vielleicht sind es die Schritte, die nicht zu einem Mädchen passen, auch wenn das erwartete Mädchen alles darauf anlegt, wie ein Junge zu sein. Oder es ist das Fehlen einer Begrüßung. Müsste sie nicht zumindest Hallo sagen? Sie ist doch sonst so korrekt. Schlussendlich hebt Leander den Blick, und zwar nur den Blick, nicht den Kopf. Mangels ausreichend langer Haare kann er nicht so effektvoll wie andere Zeitgenossen durch einige Strähnen hindurch blicken, doch da er mit dem Rücken zum Fenster steht, fällt zumindest ein effektvoller Schatten auf seine Augen, die immer noch seltsam aussehen. Ihnen fehlt das sanfte Blau, das bei besseren Lichtverhältnissen zu schimmern pflegt. Was Leander allerdings erblickt, lässt einen gänzlich anderen Schimmer in seinen Augen erscheinen. Einen Schimmer, der sicherlich sehr schwer zu deuten ist. Er kann selbst nicht sagen, was in dem Moment in ihm vorgeht, als er Sèitheach sieht. Sèitheach, er steht wirklich dort. Schlagartig wird Leander klar, dass er aus reiner Dummheit Fabiènnes Worte falsch gedeutet hat. Der 'gewisse Ire' will ihn sprechen ... und zwar sofort. Und Fabiènne sah ihre Aufgabe nicht etwa darin auf Leander einzuwirken, sondern den 'gewissen Iren' direkt zu ihm zu bringen. Hätte Leander anders gehandelt, wenn er es gleich richtig verstanden hätte? Hätte er vielleicht gar nicht verraten wo er sich aufhält oder ...? Wahrscheinlich aber war seine vage Angabe über seinen Aufenthaltsort eh nicht fundamental, sie würde ihn wohl auch ohne gefunden haben. Wen interessiert das denn nun eigentlich?

Was nimmt Leander wahr? Im ersten Augenblick bleibt ihm, schlicht und ergreifend, das Herz stehen. Die Atmung schließt sich solidarisch an. Während er den Hufflepuff wie gebannt anstarrt holpert sein Herzschlag wieder weiter, doch bis zu einem undifferenzierten Erstickungsgefühl dauert es noch, ehe er ans Atmen denkt und durch eine irgendwie viel zu enge Kehle tief Luft holt. Sèitheach. Hier, mit ihm, allein. Und nun? Wozu das alles? Was will er ihm sagen? Was erwartet er wiederum von Leander? Der Sturm an Nervosität, der gerade in dem Ravenclaw losbricht, sprengt alle Rekorde. Er scheint sich innerlich gerade in ein Dutzend Leander-Teile aufzuspalten. Der eine will raus, nichts als raus und weg, so schnell es geht. Der andre will losheulen, hemmungslos, bis die Anspannung verschwindet. Ein dritter möchte Sèitheach anschreien, ein vierter Teil Fabiènne den Hals umdrehen. Dem fünften wäre eher danach, sich doch noch in einer Toilette zu ertränken. Und was kommt am Ende dabei raus? Ein völlig unbeweglicher Leander, der enorm viel Konzentration auf seine Atmung verwenden muss und gerade merkt, dass Blinzeln eigentlich auch eine wichtige Angelegenheit ist, wenn man nicht gerade auf schmerzende Augen aus ist.
Sèitheach ... er ist so schweigsam. Er wirkt so ... so ... ja wie? Geknickt? Beschämt? Unsicher? Geplagt, gequält, sorgenvoll, von Zweifeln zerfressen? Mhm, alles zusammen, wie es scheint. Und das gibt Leander nun wirklich ein Rätsel auf. Wie kann er aussehen wie ein geprügelter Hund, wenn er gestern noch hoch erhobenen Hauptes an Leander vorbeigegangen ist, als wäre dieser nichts als schnöde Luft für ihn? Wie ist das möglich und was bedeutet es? Und warum fühlen sich Leanders Zähne wie zusammengewachsen? Und warum verkrampfen sich seine Hände?
Sèitheach seufzt. Leander starrt ihn immer noch an und hat das Gefühl, als würde die Zeit still stehen. In diesem Augenblick zählt nichts mehr außer ihnen beiden hier und jetzt. Es ist, als würde man im Rampenlicht des Schicksal stehen, aber dieser Eindruck ist albern. So wichtig kann Leander sich nicht nehmen, trotzdem bleibt dieser Eindruck bestehen und scheint zu einem großen Teil von Sèitheach auszugehen, was die Sache noch seltsamer macht. Sollte er nicht etwas zu dem Hufflepuff sagen? Aber ein Hallo würde sicher völlig ... bescheuert wirken. Ist das auch der Grund, weshalb Sèitheach nichts dergleichen sagt? Wieder ein leises Seufzen des Iren und Leander betrachtet dessen Lippen. Er empfindet Mitleid, auch wenn er es sich nicht ganz erklären kann. Warum sollte es Sèitheach denn schlecht gehen? Doch ganz egal warum, er würde den Hufflepuff am Liebsten berühren und ihm sagen, dass alles in Ordnung ist. Was auch immer. Alles eben. Damit er nicht noch einmal so schwer seufzen muss. Aber immer noch steht er nur da, bewegungslos, und sieht Sèitheach an. Die vorhergehenden Tage scheinen Jahre her zu sein, scheinen nicht mehr wichtig. Eigentlich fühlt er sich insgesamt nicht mehr wichtig. Sein Schmerz, die ganze Grübelei, die Zurückweisung ... alles ist weit weg, denn Sèitheach steht nun hier. Und alles was zählt, ist diese Situation, der sie anscheinend beide kaum gewachsen sind. Wenn er nur wüsste, worum es dem Hufflepuff geht. Er kann es sich einfach nicht zusammenreimen. Immerhin hat Sèitheach ihm sehr deutlich gezeigt, was er von ihm hält. Warum sind sie nun also hier ...? Und da öffnet Sèitheach erneut die Lippen, wobei Leander zuerst glaubt, wieder ein Seufzen zu hören zu bekommen. Doch dem ist nicht so.
"Es tut mir Leid."
Die Worte klingen in dem staubigen, unbenutzten Raum seltsam dumpf. Oder ist es Sèitheachs Stimme? Leander rührt sich immer noch nicht, die verschiedenen Teile in ihm hören nicht auf unterschiedliche Dinge zu wollen und ihn damit zu zerreißen. Doch Sèitheachs Worte lösen eine Veränderung aus. Plötzlich gibt es da zwei sehr starke Teile, die sich völlig widersprechen. Der eine verlangt danach, in Freudentränen auszubrechen und auf die Knie zu sinken wie in einem pathetischen, religiösen Roman. Der andere jedoch möchte wortlos gehen und Sèitheach auf seiner Entschuldigung sitzen lassen, so wie er ihn die vergangenen Tage hat sitzen lassen. Ohne Erklärung, ohne alles.
Leander schluckt trocken und beißt unwillkürlich die Zähne fest zusammen. Prompt kommt wieder alles hoch, was gerade noch so nett verschwunden war. Der ganze Schmerz, die Fragen, die Zweifel, der Selbsthass. Tief atmet er ein, so tief dass ihm schwindlig wird. Und dann dreht er sich ruckartig um, Richtung Fenster. Er lehnt sich an den Pfeiler, hält sich daran fest als befürchte er, sonst umzukippen. Auch er schließt die Augen. Für ein paar Momente denkt er nur daran, bloß nicht zu heulen. Jetzt nicht, er darf jetzt nicht. Dann tritt langsam wieder Ruhe in seinen Körper ein. Was nichts daran ändert, dass er sich aufgewühlt fühlt. Als hätte man ihm alle Wunden wieder aufgerissen. Er muss etwas sagen, es drängt förmlich aus ihm heraus, entgegen all seiner Zurückhaltung.
"Es tut dir Leid?", sagt er leise, aber deutlich. "Was tut dir Leid? Dass du mich wie Luft behandelt hast? Du hast mich nicht wie Luft behandelt, du hast mich wie etwas behandelt, das aus einem Gulli gekrochen ist." Hat er das wirklich gerade gesagt? Zwar Richtung Fenster, aber ... "Ich weiß nicht, was schlimmer war. Nicht zu wissen wieso oder mich nicht zu trauen dich das zu fragen. Und diese Frage ist immer noch aktuell. Wieso? Was habe ich getan, um das zu verdienen? Du hättest mir sagen können, wenn ich dir lästig bin. Oder du nicht mit mir gesehen werden willst, weil dich deine Freunde damit aufziehen. Aber mich meinen eigenen Gedanken zu überlassen, meiner eigenen Phantasie ..." Ja, die eigene Phantasie ist oftmals grausamer als die Realität. Und Leander ist nicht stark genug gewesen, um Sèitheach einfach zur Rede zu stellen. Ihn klipp und klar das zu fragen, was er ihn jetzt gerade gefragt hat: Wieso? Da braucht es drei Tage Qual, eine Fabiènne Lucy und geschwänzten Unterricht, um den Mut dafür aufzubringen. Wobei es eigentlich kein Mut ist, es ist Erschöpfung. Es muss raus, weil er sonst daran erstickt.
Endlich dreht Leander sich zu Sèitheach um. Soll er ruhig sehen, dass der Ravenclaw kurz vorm Heulen ist. "Was immer ich auch getan habe, es tut mir Leid. Aber ich würde es gerne erfahren. Würdest du mir bitte sagen, was ich getan habe?" Er klingt ernst. Nicht vorwurfsvoll, nicht wütend, aber auch nicht schüchtern. Einfach nur ernst.

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Gesellschaft: Fabi
Die Worte verhallen unbeantwortet und Stille tritt ein. Man kann keine Stimmen von anderen Schülern hören, zu weit sind sie hier ab vom Schuss. Kein Fußgetrappel, ja nicht einmal Vogelgesang oder sonst ein heiteres Geräusch. Entfernt hört Sèitheach eine Eule rufen, vielleicht wieder Fabis oder auch eine beliebige andere, es kümmert ihn nicht. Dumpf hört man Wasser tropfen. Auch das klingt nicht frisch und fröhlich, sondern langsam und von Jahre altem Staub gedämpft. Alle Geräusche scheinen zur Hälfte verschluckt zu werden, aber da sind ja ohnehin kaum welche. Wenigstens, und Sèitheach wertet es als positives Zeichen, verlässt Leander den Raum nicht. Die Stille durchbricht er aber auch nicht und der Ire wagt kaum noch zu atmen, um nur ja keinen Hinweis auf dessen Reaktion zu verpassen, doch da kommt nichts. Unbewusst beißt Sèitheach sich auf die Unterlippe. Er fühlt sich so richtig schlecht und er will nur noch, dass es vorbei ist, dass er aus der bedrückenden Stimmung dieses Raums fliehen kann. Aber er kann jetzt nicht einfach gehen, es würde alles nur noch schlimmer machen, und da meldet sich auch ein Fünkchen Stolz zu Wort: wenn Leander bleibt, dann bleibt Sèitheach auch. Dann ein leises Rascheln, Stoff der sich im Luftzug an anderem reibt. Sèitheach hält es nicht mehr aus und hebt den Kopf, halb fürchtet er Leanders Blick zu begegnen, halb sehnt er es herbei. Wie tief sind die Wunden? Und, wichtiger, werden sie heilen? Vergebung … nein, Sèitheach wird nicht darum betteln, und im Moment hat er das ungute Gefühl, dass er vielleicht in eine solche Lage gedrängt werden könnte. Es liegt in Leanders Hand und vielleicht ist es genau das, was dem Ravenclaw noch zusätzlich zu schaffen macht – dass er reagieren und handeln muss. Diesmal kann er nicht still und in sich gekehrt warten, bis alles vorbei ist, denn in dem Fall würde es nie enden. Oder beginnen, je nachdem. Sèitheach wagt keine Vermutungen anzustellen und ihm wird schmerzlich bewusst, wie wenig er Leander kennt. Er sieht, was alle sehen, aber nicht, was hinter dem blassen Gesicht und den dünnen Brillengläsern liegt. Auch er sieht die nur Person, aber nicht den Menschen.

Im nächsten Moment spricht Leander, endlich. Sèitheach wendet den Blick nicht mehr von seinem Rücken und lässt die angehaltene Luft langsam und möglichst lautlos entweichen. Er würde gern in das Gesicht des Ravenclaw sehen, nur um zu wissen, ob sich der verletzte Unterton in der Stimme auch auf seinen Zügen widerspiegelt. Es sind nur Sèitheachs Worte, als Frage wiederholt und trotzdem rühren sie wieder das schlechte Gewissen und die Selbstvorwürfe an. Verbissen senkt Sèitheach den Kopf und ist nun doch wieder froh, dass Leander in nicht anblickt. Er kommt sich so unendlich schäbig vor und es ist leichter mit jemandem zu reden, der einen nicht ansieht. Immerhin redet er mit ihm! Er ist nicht einfach gegangen, nein. Es kommt sogar noch mehr, Sèitheach hat darauf gewartet. Die alles beherrschende Frage nach dem Grund muss unweigerlich folgen. Doch was zuerst kommt erstaunt Sèitheach dann doch, weil er es nach dem Bild, das er bis jetzt von Leander hatte, schlichtweg nicht erwartet hat: eine Beleidigung. Worte, die sich gewaschen haben und ihn verletzen, weil sie genau die Angst zum Ausdruck bringen, die er im Laufe dieses Tages entwickelt hat – wie muss das auf Leander gewirkt haben, der seine, Sèitheachs, Motive nicht kennt? Sèitheach muss sein Bild von Leander wohl revidieren. Allerdings auch sein Bild über die Wirkung, die er auf andere hat, denn sein Verhalten war nicht darauf angelegt, Leander dieses Gefühl zu geben. Es war nur eine Art Selbstschutz, Schutz vor sich selbst und vor anderen, wenn auch eine brutale. Gegen ihn selbst und gegen Leander.
Sèitheach schweigt zu den Vorwürfen und lässt Leander ausreden. Was soll er schon groß sagen? Wahrscheinlich würde Leander ihm nicht einmal glauben, würde er alles abstreiten. Es wäre ja auch gelogen, denn auch das sind Faktoren, die ihn beeinflussen. Es könnte nicht lange verborgen bleiben, wenn er plötzlich jeden Tag mit Leander Rosenthal unterwegs ist und seine Phantasie malt ihm dann die schönsten Szenarien im Hufflepuffgemeinschaftsraum in bunten Farben. Vorherrschend Rot, wie die Wut und Dunkelblau, wie die Enttäuschung, aber auch gelb, wie der Neid und grün, wie ein bisschen irrationale Hoffnung es wäre nur eine seltsame Ausprägung von Sèitheachs Instinkt, jedem Schwächeren helfen und beistehen zu müssen. Undenkbar, Sèitheach Mac Aodh könnte eine Freundschaft zu Leander Rosenthal unterhalten und noch viel undenkbarer, es könnte mehr als Freundschaft sein. Sèitheach weiß, dass seine Freunde, es nicht verstehen würden und das stört ihn ungemein, aber er hat trotzdem Angst sie zu verlieren. Er ist ein Mensch, der einfach ständig Menschen um sich braucht, jedenfalls meistens. Es müssen nicht alle enge Freunde sein, aber mit der Zeit lernt man einfach viele Menschen besser kennen. Jeder einzelne hat seine besondere Bedeutung für Sèitheach und er will nicht riskieren, auch nur einen einzigen zu verlieren, selbst wenn vieles vielleicht einfacher wäre. Wer setzt sich schon freiwillig dem Spott der etwa 1000 Schüler Hogwarts aus? Sèitheach nicht einmal für ein reines Gewissen, dafür ist ihm sein Ansehen viel zu wichtig.

Leander wendet sich nun Sèitheach zu, dessen Augen nicht weiter stur Löcher in seinen Rücken starren. Der Fokus kehrt zurück und wird auf Leander gerichtet, eigentlich einen Punkt neben ihm. Sèitheach will ihm nicht in die Augen sehen, weil er sich schämt. Dann kommt die Frage, auf die er gewartet, mit der er gerechnet hat. Der Grund, so banal, und wie lächerlich kommt er sich vor, das jetzt erklären zu müssen! Sèitheach senkt den Kopf und fährt sich resignierend durch die Haare. Er hätte wirklich nicht gedacht, dass dieses Gespräch auch körperlich so anstrengend sein würde und das, obwohl sie sich ja kaum bewegen. Es ist, als ob er den psychischen Felsblock auf seinen physischen Schultern einen Berg hinauf schleppen würde. „Ich wollte nicht …“, beginnt er dann zaghaft, unterbricht sich, leckt sich abermals die Lippen und hebt nun doch wieder den Blick um Leanders zu suchen. Er ist hier, so feige ist er nicht. Ganz oder garnicht. Wenn schon, denn schon. „Ich will nicht“, fährt er fort und berichtigt sich selbst, „dass es dir wegen mir schlecht geht. Das tut mir Leid. Der Brief …“, wieder eine Pause und einmal tief ein- und ausatmen. Das ist wohl die Stelle, die er am meisten fürchten muss. Sèitheach würde gerne wegschauen, aber er schafft es nicht den Blick von Leander zu nehmen, der ihn so in seinen Bann geschlagen hat. „du hast ihn nicht zurückgeschickt, oder?“, kommt es zaghaft, rhetorisch, ahnt er doch, dass es so ist. Nur wer es war, der soviel zwischen Sèitheach und Leander zerstört hat, vielleicht sogar irreparabel, dass weiß der Ire noch nicht. „Ich wollte nicht verletzt werden, nicht schon wieder …“, spricht er weiter. Seine Stimme wird immer leiser, bis sie fast nur noch ein Flüstern ist. In dem stillen Raum ist trotzdem jedes seiner Worte verständlich. „Aber es hat noch mehr geschmerzt, so wie es war …“ Nun, endlich, wendet er den Kopf zur Seite, starrt an einen Punkt an der Wand ohne irgendetwas richtig wahrzunehmen. Seine Sinne sind nach wie vor auf Leander konzentriert, auch wenn er ihn jetzt nicht direkt ansieht und auf seinen Wangenknochen macht sich eine unangenehme Wärme breit. Er wird doch nicht tatsächlich rot werden? Sèitheach beißt sich auf die Lippe und schiebt beide Hände in die Hosentaschen. Wieder wirft er einen zaghaften Blick zu Leander.

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"Ich wollte nicht …", hebt Sèitheach an und Leander wartet. Er ist der letzte Mensch auf Erden, der verfrüht ein Urteil fällt. Er wartet, bis Sèitheach die richtigen Worte gefunden hat, bis er all das gesagt hat, was ihm wichtig erscheint. Das ist nicht einfach, denn jeder neigt dazu, dass sich Emotionen Bahn brechen, weil man in den Anfang eines Satzes etwas hineindeutet oder dessen Aussage vorauszusehen glaubt. Aber er bemüht sich. Es würde sich bei jedem bemühen, doch vor ihm steht Sèitheach und das ist noch einmal etwas anderes. Es ist bedeutender.
Dann korrigiert Sèitheach seinen zaghaften Beginn und schon sehr bald wird Leander klar, worauf es hinausläuft - der zerrissene Brief und das, was man davon hätte halten können, wenn nicht ... ja, wenn nicht der zweite Brief gewesen wäre, den er nachgeschickt hat. Um genau so etwas zu verhindern. Um zu verhindern, dass Sèitheach etwas falsches denkt. Wie auch immer, genau dies ist jedoch geschehen. Leander kann sich fast schon plastisch vorstellen, wie Sèitheach seinen eigenen Brief erhält, zerrissesn, zusammengefügt, ohne irgendeine weitere Erklärung. Es muss ausgesehen haben wie eine grobe Zurückweisung.
"Du hast ihn nicht zurückgeschickt, oder?", stellt Sèitheach in den Raum und er wirkt noch immer wie ein geprügelter Hund. Haben ihm seine Schuldgefühle so zugesetzt? Es müssen mächtige Schuldgefühle sein, harte Selbstvorwürfe. Wieder etwas, das sie gemeinsam haben und das erst in Ausnahmesituationen zum Vorschein kommt. Dies nur am Rande bemerkt. Leander sieht ihn immer noch höchst aufmerksam, aber völlig still an. Der Tränenschleier vor seinen Augen hat sich zum größten Teil verflüchtigt, sein Gemüt hat sich beruhigt. Er muss jetzt klar denken können.
"Ich wollte nicht verletzt werden, nicht schon wieder … Aber es hat noch mehr geschmerzt, so wie es war …", erklärt der Ire nun in einem verebbenden Flüsterton. War es das? Es sieht so aus, denn Sèitheach blickt zur Seite und schweigt, während seine Wangen leicht erröten. Leander schweigt. Das Gesagte braucht einen Moment, um in ihm zu wirken. Alles war so wund, dann wie taub, dann erneut aufgerissen ... seine Gefühle wollen und können sich kaum mehr auf diese Achterbahn einstellen. Alles scheint zeitversetzt zu sein. Und dann wirft Sèitheach ihm einen weiteren, unsicheren Blick zu.
Der Ravenclaw blinzelt und schlägt für einen Moment die Augen nieder. Die Szene im Krankenflügel kommt ihm lebhaft in den Sinn. Wie er sich gefühlt hat, wie Darians Auftauchen ihn entsetzte. Dann Sèitheachs Nachricht, die ihm ein ungeahntes Glückgefühl geschenkt hat. Es tut fast weh daran zu denken, denn alles was danach kam war genauso schrecklich wie dieses Gefühl schön. Darian hat ihm dieses wunderbare Stück Papier entrissen, es zerstört und an den Absender zurückgesandt. Aus reiner Bosheit. Wie immer. Darian zerstört alles, was Leander Freude bereiten könnte, um ihn selbst damit zu zerstören. Und er hat es geschafft, nicht wahr? Mehr Schmerzen als mit dieser Tat, hat er ihm noch nie zuvor zugefügt. Man müsste ihm eigentlich dafür gratulieren ...

Leander sieht Sèitheach wieder an. Mustert dieses zerfahrene Gesicht, seine von Unsicherheit geprägte Körpersprache. Diesmal hat Darian nicht nur Leander getroffen, sondern auch noch einen unschuldigen Dritten. Er ist eindeutig zu weit gegangen und wäre Leander nicht der, der er ist, würde er auf der Stelle losziehen um den Slytherin zu stellen. Ihm zu sagen, was für ein erbärmlicher Sadist er ist und dass er sich in Zukunft von Leander und Sèitheach fernhalten soll. In diesem Augenblick fühlt Leander sich unendlich schwach. Teils ist es das Wissen, dass er so etwas niemals tun könnte, teils die Anspannung, die ihn erneut ergriffen hat und nun in sich zusammenbricht. Er lehnt sich rücklings an den Pfeiler, senkt den Kopf und seufzt. Mit der rechten Hand schiebt er sich die Brille zurecht, indem er sie mit dem Daumen auf der einen und dem Mittelfinger auf der anderen Seite hoch schiebt. Doch am Ende der Bewegung nimmt er die Hand nicht fort, er lässt sie, wo sie ist - seine Augen verbergend. Nochmal ein Seufzen, dann eine Art leises, unterdrücktes Schluchzen, das seinen Körper zusammenzucken lässt. Er weint.
Da es keinen Sinn hat es auf Dauer zu verbergen, nimmt er die Brille ab und trocknet sie mit dem Saum seines Hemdes. Außerdem sollte Sèitheach eine Erklärung bekommen, egal was er Darian versprochen hat. Er sagt mit unerwartet ruhiger Stimme, während sich noch weitere Tränen ihre Wege über sein blasses Gesicht suchen: "Darian hat deine Nachricht zerrissen. Ich hätte sie nicht so offensichtlich an mich drücken sollen, es war meine Schuld, dass er bemerkt hat, dass mir der Zettel wichtig war. Nur deshalb hat er ihn zerrissen und dir zurück geschickt." Eine kurze Pause folgt, in der er Kraft für den anschließenden Satz sammelt: "Ich habe dir, als er endlich gegangen ist, eine Nachricht geschickt. Eine Erklärung, damit du nicht ... nicht denkst ..." Er schluchzt erneut. Es ist doch lachhaft. Er hat diese Nachricht geschickt, damit Sèitheach genau das nicht denkt, was er am Ende gedacht hat. Damit genau das nicht passiert, was passiert ist. Bleibt nur noch eine Frage offen ... dabei hebt er den Kopf und sieht Sèitheach an, auch wenn er ihn ohne Brille verschwommen wahrnimmt. "Was ... ist mit dieser Nachricht geschehen?", fragt er.
Hat Sèitheach sie nicht bekommen? Irgendwie glaubt er das nicht. Sèitheach hatte doch selbst Zweifel an der ganzen Geschichte, also muss er zumindest geahnt haben, dass es anders ist, als er zunächst annahm. Also hat er die Nachricht bekommen, doch ... er hat sie nicht gelesen?

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Leander fängt Sèitheachs Blick für den Bruchteil einer Sekunde ein, dann ist er es der sich abwendet. Welchen Grund sollte er haben, sich abzuwenden? Es ist nicht seine Schuld, nichts ist seine Schuld. Schon im nächsten Moment schaut Leander wieder auf. Sèitheach wagt nicht, sich zu rühren, wagt kaum zu atmen. Er fühlt sich wie auf dem Prüfstand und Leander muss sich entscheiden. Ob Sèitheach es noch wert ist, gemocht zu werden. Sèitheach würde sich selbst gegen sich entscheiden, aber er geht mit sich selbst sicher am härtesten ins Gericht und deswegen gibt er die Hoffnung noch nicht auf. Bewegungslos steht er da und wartet auf eine Antwort, die abermals nicht sofort kommt. Er drängt Leander nicht, etwas zu sagen. Sie brauchen beide Zeit um all die Gefühle und Gedanken zu verarbeiten, bis sich neue Worte formen können. Bis sich vielleicht ein Neuanfang formen kann. Vorerst aber ist nichts dergleichen zu spüren. Eine unscheinbare Geste, das Zurechtrücken der Brille. Leander verdeckt seine Augen, als ob er Kopfweh hätte und sich die Stirn reiben wollte, doch dem ist nicht so. Ein gequälter Ausdruck tritt in Sèitheachs Augen, als er versteht. Er richtet sich gerade auf, sinkt wieder in sich zurück und weiß nicht wie er reagieren soll. Leander weint. Wegen ihm, wegen der Situation, vielleicht wegen seinem Leben im Allgemeinen. Sèitheach ist nicht der einzige, dem das hier über den Kopf wächst, sodass er nicht mehr ein und aus weiß. Wie gerne würde er in diesem Moment einfach auf Leander zugehen, ihn an sich drücken und ihm den Trost geben, den er so offensichtlich braucht. Sèitheach traut sich nicht. Er hat Leander bisher kaum berührt und da waren sie noch nicht … ja, wie würde man den Zustand denn nennen, indem sie sich befinden? Zerstritten trifft es nicht. Es ist eine Art Schwebe und Sèitheach hat das Gefühl, er kann nicht vor und nicht zurück. Alles in ihm schreit danach, den Abstand zwischen ihm und Leander zu überwinden, aber er kann es nicht. Genau sowenig, wie er sich einfach umdreht und geht, die andere Alternative. Was bleibt, ist wie angewurzelt stehen zu bleiben, wo er ist. Etwas bleich um die Nase und nicht in der Lage, weg zu sehen. Dabei würde Sèitheach so gerne den Blick abwenden und sich einreden, es wäre alles gut. Er würde sich wünschen, sie könnten diesen Raum verlassen und mit der Tür, die hinter ihnen ins Schloss fällt würden auch die letzten drei Tage von ihnen abfallen, als ob nichts geschehen wäre. Doch selbst mit Magie ist das nicht möglich, zu Sèitheachs Leidwesen.

Leander nimmt nun die Brille ab und was Sèitheach schon wusste wird offenbar. Wieder geht ein Rucken durch Sèitheach Körper und wieder bewegt er sich nicht von der Stelle. Gelähmt von der Angst, auch nur eine falsche Bewegung zu machen, gelähmt von der Scham, der Schuld, den Selbstzweifeln. In diesem Moment hat er es alles andere als leicht. Das ganze Selbstvertrauen, die lockere Art, mit der er mit allen umzugehen pflegt, ist verschwunden und was bleibt, ist ein verschüchterter Junge, der nicht weiß, was er mit sich anfangen soll, wie er den Schaden wieder gut machen soll, den er angerichtet hat. Dann endlich Worte, erstaunlich ruhig. Es ist Sèitheach wie eine Ewigkeit vorgekommen, in der Leander nichts gesagt und nur diese kläglichen Geräusche von sich gegeben hat, die man ebenso wenig verhindern kann wie die Tränen, wenn der Schmerz so groß geworden ist.
Es ist eine Erklärung, doch für Sèitheach klingt es wie ein Vorwurf. Er hat alles missverstanden. Hätte er einen Moment länger darüber nachgedacht, was er tut, hätte er Leander und sich selbst so viel ersparen können. Hätte … hat er aber nicht. Unwillkürlich reibt er sich über die Stelle an der linken Handfläche, wo ihn das verglühende Papier verbrannt hatte. Natürlich ist dort nichts mehr zu sehen oder zu spüren, in Sèitheachs Erinnerung aber brennt die kleine Wunde immernoch und er sieht auch, wie der zweite Brief in Flammen aufgeht, bis nicht viel mehr da ist als ein paar Ascheflöckchen, die der Wind vertrieben hat. Leander schluchzt auf und diesmal folgt eine Reaktion Sèitheachs. Sein Körper spannt sich, setzt sich in Bewegung. Es sind nur wenige, zaghafte Schritte, die ihn Leander näher bringen. Sèitheach will Leander nicht mehr weinen sehen, er soll wieder lächeln und glücklich sein, ob mit oder ohne den Iren, dass ist im Moment egal. Schüchtern hebt er eine Hand, um die Tränen wegzuwischen, da erstarrt er.

„Was ... ist mit dieser Nachricht geschehen?" Einige Herzschläge lang hängt die Frage im Raum, dann stürzt sie mit voller Wucht auf Sèitheach ein. Leben kommt wieder in ihn. Anstatt Leander zu berühren, findet seine Hand den Weg in seine blonden Haare. Sèitheach wendet den Blick ab, dreht den Kopf zur Seite, starrt ausdruckslos aus dem Fenster und vergräbt dann die Hände wieder in den Hosentaschen, um zu verbergen, wie sehr sie zittern. Ihm ist auch nach weinen zu Mute, viel mehr noch nach Schreien. Ja, am Liebsten würde er jetzt hinausgehen, Darian suchen und ihm das Leben ebenso sehr zur Hölle machen, wie der Slytherin es an Leander verbrochen hat. „Ich …“ Es ist verdammt schwer, es über die Lippen zu bringen und so offen zuzugeben. „… habe ihn verbrannt“, sagt er seufzt und dreht sich um. Mit wenigen, schnelleren Schritten als vorhin, durchquert er den Raum und bleibt vor der Tür stehen. Müde legt er den Kopf an das raue Holz und eine Hand daneben. „Ich weiß, dass es dumm war und ich bereue es …“, fährt er fort. Sein Mund fühlt sich sehr trocken an, als ob sich sämtliche Flüssigkeit hinter seinen Augen versammelt hätte. „ … ich kann verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Vielleicht … vielleicht wäre es leichter …“ ~Nein. Nein, NEIN!~, schreit er sich in Gedanken selbst an. ~Was machst du! Willst du ihn endgültig verlieren?~ Nein, dass will er natürlich nicht, aber er will Leander auch nicht noch mehr weh tun und vielleicht bedeutet das, sich selbst ins Fleisch zu schneiden, aber auch das ist im Moment unwichtig. Tief holt er Luft, dreht sich halb zu Leander um und schaut ihn an. „Wenn du willst, gehe ich.“

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Die Frage trifft Sèitheach nicht einen Deut leichter als Leander es sich gedacht hat. Und wenn der Ravenclaw eine Möglichkeit gesehen hätte, diese Frage nicht zu stellen, dann hätte er es auch nicht getan. Doch sie sind an einem Punkt, an dem sie sich nicht mehr schonen können. Sich selbst und sich gegenseitig nicht. Wenn sie nicht alles sagen, was über diese dumme, dumme Sache gesagt werden muss, wenn sie nicht alle Fragen stellen, dann wird es keine Zukunft für sie geben. Dann enden sie als sich anschweigende und sich aus dem Weg gehende Schatten, für den jeweils anderen nichts weiter als das Mahnmal eines großen Schmerzes. Und werden irgendwann zu einer dumpfen Vergangenheit, zu jenen Erinnerungen, die einem noch nach Jahrzehnten die Kehle zuschnüren, weil man weiß, etwas verloren zu haben, dessen Möglichkeiten und Freude man nicht einmal ansatzweise kosten durfte. Und alles aus eigenem Verschulden. Nein, sie beide müssen sagen was sie denken, egal wen es schmerzt. Schmerz kann vergehen. Nur nicht, wenn man die Kugel nicht aus dem Fleisch holt.
"Ich … habe ihn verbrannt.", sagt Sèitheach. Und als er sich so zielstrebig umwendet glaubt Leander für den Bruchteil einer Sekunde, er würde sich der Situation entziehen und einfach gehen. Aber der Hufflepuff bleibt an der Türe stehen, lehnt die Stirn dagegen und sagt, dass er es bereut. Etwas, das Leander verstehen kann. Doch die nächsten Worte des Iren versteht er nicht auf Anhieb: "... ich kann verstehen, wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Vielleicht … vielleicht wäre es leichter … Wenn du willst, gehe ich."
Es dauert, ehe er begreift, dass Sèitheach es als Erleichterung für Leander meint, während er sich damit selbst keinen Gefallen tun würde. Er will nicht gehen, sein ganzer Körper drückt es nur überdeutlich aus, sogar seine Stimme scheint sich gegen dieses Angebot aufzulehnen. Auch in Leander lehnt sich einiges auf bei diesen Worten, doch das überrascht ihn nicht. Ohne Eile fährt er sich mit dem Ärmel über die Augen, wischt damit die letzten Tränen fort, und setzt die Brille wieder auf. Sèitheachs verschwommene Gestalt wird wieder so scharf, wie sie sein soll. Und da der Hufflepuff sich halb zu ihm umgedreht hat, kann Leander ihm in die Augen sehen, in diese wunderschönen Augen. Vielleicht entgegen allem, was man annehmen würde, lächelt Leander leicht. Es ist ein schwacher Hauch eines Lächelns, aber es liegt nichts anderes darin als Sanftmut. Keine Ironie, kein Zynismus.

"Ich will aber nicht, dass du gehst.", sagt er und zupft unbewusst sein Hemd zurecht. Dann wendet er sich ab, sieht aus dem Fenster. Draußen sieht man nicht mehr so viele Schüler, was am begonnenen Nachmittagsunterricht liegt. Große, aufgetürmte Wolken schieben sich über einen etwas blassen Himmel und die Sonne kommt langsam auf ihrer Bahn tiefer, so dass sie bald durch die Fenster in diesen Raum hineinblicken kann. Leander sagt leise und urteilsfrei, als trüge er die Zusammenfassung eines Referats vor: "Du hast dich um mich gesorgt, als ich am Montag nicht im Unterricht erschienen bin. So sehr, dass du mir eine Nachricht geschrieben hast. Ich lag auf dem Krankenflügel und habe mir ... verzeih den Ausdruck ... die Seele aus dem Leib gekotzt, weil mich jemand aus meinem eigenen Haus verhext hat. Und dann tauchte Darian Damon auf, der es nicht auf sich sitzen lassen konnte, dass jemand anderes sein Versuchskaninchen missbraucht. Deshalb hat er mich geheilt. Dein Brief kam leider, als er noch bei mir war. Ich konnte meine Freude über die Nachricht nicht verbergen, was man mir als Fehler zuschreiben kann. Darian zerriss den Brief, schickte ihn zurück an dich, und du hast einen falschen Schluss daraus gezogen. Etwas, wofür man dir keine Schuld geben kann. Darian ging, ich schrieb die erklärende Nachricht, die genau das verhindern sollte, was schlussendlich geschehen sollte. Denn du hast ihn nicht gelesen, sondern vernichtet. Aus dem Gefühl der ersten Verletzung heraus. Das Gefühl kann man dir nicht vorwerfen." Er wendet sich endlich wieder zu Sèitheach um, wirkt nun nicht mehr ganz so gefasst wie ein Detektiv, der einen abgeschlossenen Fall resümiert. "Man kann dir allerdings vorwerfen, dass du wie ein Kleinkind gehandelt hast. Denn eigentlich bist du intelligent genug, um solche Kurzschlussreaktionen zu unterbinden. Aber es ist geschehen ..." Er sieht zu Boden und sammelt den Rest an Fakten zusammen. "Mein zweiter Fehler in diesem Spiel war, dass ich wie immer zu feig war, um mich zu konfrontieren. Ich hätte dich zur Rede stellen sollen, dann hätte sich alles sofort geklärt. Und dein zweiter Fehler war derselbe. Auch du hättest mich zur Rede stellen können. Wenn wir das nun so betrachten, dann stellt sich heraus, dass es eine Reihe kleiner Fehler war, die uns hierher geführt hat. Dummheiten, die nicht hätten sein müssen. Die aber auch jedem passieren können. Darian spielt den Auslöser in dieser Geschichte und er hat damit sehr viel kaputt gemacht. Ich darf nicht zulassen, dass er noch einmal so viel Schaden anrichtet. Mit mir kann er machen was er will, aber ich darf nicht zulassen, dass er Menschen mit hinein zieht, die mir ... die ich ..." Er sieht Sèitheach an. Verdammt. Es war so einfach sich an trockene Fakten zu halten, dabei muss man nicht fühlen, man kann einfach reden und zusammenfassen, als ginge es gar nicht um einen selbst. Nur diese Stelle bringt ihn nun zu Fall. Es geht eben doch um ihn, vielmehr noch, es geht um seine Gefühle. Sein Herz beginnt zu klopfen. Wunderbar, das auch noch. Er blinzelt, sieht zu Boden und weiß, wenn er jetzt nicht einfach weiterredet, dann ...
"Ich habe nicht viel Kraft und schon gar nicht für mich selbst, aber ich hatte immer Kraft für Menschen die ich liebe.", erklärt er ein wenig zu hastig, um sich nicht die Möglichkeit zu geben, mittendrin abzubrechen. "Und ich ... liebe dich."

Warum klingt das nur so bescheuert? Nun ja, ihm steht immer noch offen sich in der Toilette zu ertränken. Funktionieren hier die Spülungen überhaupt noch ...? Nein, nicht ablenken jetzt. Leander zwingt sich, Sèitheach anzusehen. Sie waren sehr ehrlich zueinander, sie haben diese dumme Geschichte zwischen sich geklärt. Warum nicht auch den Rest? Er geht auf ihn zu, auch wenn seine Knie gerade dabei sind sich in Grießbrei zu verwandeln. Vor Sèitheach bleibt er stehen und sieht dem Iren in die Augen. "Ich möchte einfach, dass du das weißt. Und ich möchte, dass wir nicht zulassen, dass sich etwas gegen unseren Willen zwischen uns stellt. Denn ich habe mich schon lange nicht mehr so sicher wie in deiner Gegenwart gefühlt und mir so sehr gewünscht, bei jemandem sein zu dürfen. Lass mich einfach bei dir sein, so oft du ..." Mich ertragen kannst? Mich brauchen kannst? "... es möchtest."
Hat er schon jemals zuvor so viel am Stück geredet? Nein, das war wohl Rekord. Und im Augenblick fühlt er sich auch, als hätte er alle Worte verbraucht, die in ihm waren. Und natürlich hat er Angst, was Sèitheach nun mit diesen Worten anfängt. Leanders größte Sorge war schon immer, andere auf irgendeine Art und Weise zu bedrängen. Er will nicht, dass Sèitheach sich zu irgendwas genötigt fühlt, nur weil er nun weiß, wie Leander für ihn fühlt. Er will ihn einfach nicht verlieren.

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Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.
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Er … lächelt? Irritiert schaut Sèitheach Leander an. Ihm selbst ist alles andere als nach Fröhlichkeit. Aber Leander lächelt auch nicht wie jemand, der sein Glück vor Überwältigung nicht fassen kann, sondern eher wie jemand, der weiß, dass er etwas Übles abwenden kann. Wie jemand, der weiß, dass ihm das Schicksal in diesem Moment keinen Strich durch die Rechnung machen kann. Ja, Sèitheach hat fast den Eindruck, Leander würde siegessicher lächeln, wenn dass nur nicht so seltsam in Verbindung mit dem Ravenclaw klänge. Leicht legt Sèitheach den Kopf schief. Mit jeder Sekunde steigt die Spannung schier ins Unendliche. Seine rechte Hand ballt sich verkrampft zu seiner Faust zusammen. Er hasst sich selbst dafür, dass Leander solche Kontrolle über ihn hat, dass überhaupt irgendein Mensch solche Kontrolle über ihn hat. Wie kann es sein, dass er ein nervliches Wrack ist, nur weil man eine halbe Minute lang nicht mit ihm spricht? Doch im nächsten Moment fällt alle Spannung von ihm ab. Sèitheach streckt vorsichtig die Finger aus und steckt dann auch die andere Hand wieder in seine Hosentasche zurück. Ein erleichtertes Seufzen kann er nicht verhindern, obwohl Leander sich im selben Augenblick abwendet, als ob er Sèitheachs Anblick nicht ertragen könnte. Vielleicht sind zu viele schlechte Erinnerungen damit behaftet. In der aufkommenden Stille kann Sèitheach seinen eigenen Atem unregelmäßig gehen hören. Ohja, Leander wirft ihn ziemlich aus der Bahn. Aber ist es wirklich Leander als Person? Wäre er nicht in jedem Fall so durch den Wind? Er erinnert sich an das Gespräch mit Sinéad. Es hatte so gut angefangen, ja, sie hatte ihn sogar ausreden lassen. Doch dann war sie einfach gegangen und hatte ihn mit seiner Wut zurückgelassen, vielleicht noch eine Spur einsamer als davor und er hatte den ganzen Tag nichts mehr gegessen. Nein, es kann nicht nur an Leander liegen. Aber zu großen Teilen.
Mit dieser Erkenntnis stellt sich eine andere Frage ein: Warum will Leander nicht, dass Sèitheach nicht geht? Insgeheim hofft Sèitheach, dass er ihn einfach da haben will, viel wahrscheinlicher erscheint ihm jedoch, dass für Leander die Situation noch nicht beendet ist. Vielleicht muss er noch sein Schlussplädoyer halten, bevor Sèitheach entlassen wird. Wie ein Schüler der sich noch eine abschließende Standpauke anhören darf, bevor er vom Nachsitzen gehen darf. Im ersten Moment sieht alles danach aus. Die ruhige Stimme, der abgewandte Körper. Würde Sèitheach erst in diesem Moment herein kommen, er würde glauben, es wäre Leander garnicht so wichtig und wirklich nur das kleine Missverständnis, das man mal schnell eben aus der Welt schafft um effizient weiter arbeiten zu können. Doch Sèitheach hat alles gesehen – die Verletzung, die Tränen, das Lächeln. Deswegen verwirrt ihn Leander damit nur noch mehr.

Still hört er zu. Es gibt dazu keine Worte, ist es doch ein nahezu emotionsloser Bericht, eine Bestandsaufnahme der Geschehnisse. Sèitheach glaubt nicht, dass es Leander so überhaupt nicht nahe geht, aber wie war das? Man muss traumatische Situationen noch einmal durchleben, um sie verarbeiten können. Das ist ihre kleine Therapiestunde, Psychoanalyse self-made. Vielleicht braucht Leander diese Distanz um nicht in ein noch größeres Trauma zu verfallen, dass er hier und jetzt nicht verarbeiten kann. Darian Damon hat ihn geheilt. Sèitheach hebt erstaunt eine Augenbraue, dieser Slytherin überrascht ihn doch immer wieder. Er missbraucht Leander um seinen Hass an einem Opfer ausleben zu können, dass sich nicht wehrt, aber andererseits hilft er ihm. Es ist wie eine Obsession … will Darian Leander besitzen, geht es ihm darum? Eine Frage, die Sèitheach nicht so sehr beschäftigt wie jene, wie Darian reagieren wird, wenn es zwischen ihm und Leander jetzt auch noch ihn, Sèitheach, geben wird. Falls es ihn geben sollte.
Leander dreht sich um und schaut ihn an, spricht weiter. Kurz durchzuckt Sèitheach Wut, dann zuckt er mit den Schultern und lächelt resignierend. Er will jetzt keine Vorwürfe hören, aber wer, wenn nicht Leander, darf ihm Vorwürfe machen? Er hat ja Recht, Sèitheach hat sich nicht seinem Alter entsprechend verhalten und es tut ihm ja auch Leid. Das macht es nur leider nicht ungeschehen.
„Aber es ist geschehen ...”, erkennt auch Leander richtig und schaut zu Boden. Warum? Er hat bis jetzt so viel geredet, dass es Sèitheach erstaunt und jetzt kehrt die Unsicherheit zurück. Sèitheach mag es nicht, dass er sich in Leanders Gegenwart nur ständig Warum-Fragen stellen kann und so selten eine Antwort darauf hat. Dieses Mal bekommt er allerdings eine. Der Bericht geht weiter, aber Leander erzählt auch jetzt nicht von seinen Gefühlen. Das muss er auch nicht, Sèitheach kann sich nur zu gut vorstellen, wie es ihm ergangen sein muss. Ebenso kann er jetzt nachvollziehen, wie schwer es ist, eigene Fehler einzugestehen.
Sèitheach unterbricht Leander nicht, inzwischen nicht nur, weil er nicht wirklich viel dazu sagen könnte, nichts außer neuerlichen Entschuldigungen, sondern auch, weil es Leander sicher gut tut, sich einmal alles von der Seele reden zu können. Es tut jedem Menschen gut und hat Leander überhaupt jemandem zum Reden? Sèitheach weiß es nicht. Gerührt legt er den Kopf leicht schief und schaut Leander ernst an. Wie entschlossen er klingt! Und das, obwohl er wahrscheinlich selber weiß, dass er gegenüber Darian in seine alten Verhaltensweisen zurückfallen wird, sobald er diesen Raum verlässt und der Alltag sie beide wieder einholt. Alltag. Es kommt Sèitheach so fern vor, der Unterricht, die anderen Schüler, ja selbst das Mittagessen und die anschließende Suche scheinen schon eine halbe Ewigkeit her zu sein. Der Unterricht hat inzwischen vielleicht begonnen, sicher sogar. Über dieser Begegnung hat Sèitheach vollkommen die Zeit vergessen und er will nicht zulassen, dass sie ihn wieder einholt, jetzt, wo alles besser wird.

“Und ich ... liebe dich.” Sèitheach macht den Mund auf, als ob er etwas sagen wollte und schließt ihn wieder. Ihm bleiben nicht nur die Worte, sondern auch die Luft weg. Nur sein Herz macht einen schmerzhaften Sprung, bevor es wieder in einen unregelmäßigen Rhythmus (haha, Rhythmus) zurückstolpert. Er kann das doch nicht einfach so sagen! Nicht jetzt, nicht hier … überhaupt nicht! Damit ist Sèitheach eindeutig überfordert. Erstarrt, vor Schreck könnte man meinen, steht er an der Tür, starrt Leander an und würde am liebsten flüchten. Über Gefühle reden, schön und gut, das ist zwar schwer, geht aber noch. Aber Liebe? Sèitheach weiß nicht einmal was es ist, was es für ihn ist. Er fühlt sich viel zu jung dafür. Verliebt sind seine Großeltern und Eltern, Menschen, die Lebenserfahrung haben, die Unterscheiden können zwischen Zuneigung und eben mehr als Zuneigung. Menschen, die sich auch oft genug geirrt haben, in ihren Gefühlen, und die sich inzwischen so gut kennen, dass ihnen genau das nicht mehr oder nur noch sehr selten passiert. Sèitheach und Leander aber sind erst 16 und ihnen mangelt es an dieser Erfahrung. Sèitheach zumindest. Wie es um Leander steht weiß er nicht. Vielleicht ist das auch nur ein großes Wort, hinter dem nichts steckt? Nur so dahin gesagt, weil die ganze Tragweite nicht richtig erkannt und begriffen wurde? Sèitheach will nicht, dass es so ist, aber er kann es nicht abschätzen. Will nicht jeder Mensch geliebt werden? ~Ja~, beantwortet er die Frage wenigstens für sich, ~ich will geliebt werden. Aber warum macht es mir Angst?~ Diese kann er nicht beantworten.

Er kann nicht weiter darüber nachdenken, denn Leander kommt näher, zu Sèitheachs Freud und Leid gleichermaßen. Jetzt bleibt Leander stehen. Sèitheach kann den Blick nicht von ihm abwenden. War er ihm schon jemals so nahe? Geistig, nicht körperlich. Am Anfang war es doch sein Beweggrund, mit Leander zu sprechen, weil er ihn aus der Reserve locken wollte, weil er wissen wollte, was in dessen Kopf vorgeht. Jetzt ist er ganz unverhofft noch einen Schritt weiter – er darf erfahren, wie es in Leanders Gefühlsleben aussieht, jedenfalls was Sèitheach selbst betrifft. Er hat das Gefühl, etwas tun zu müssen, sich jetzt für oder gegen Leander entscheiden zu müssen und er hasst es. Er hasst sich selbst, weil er Leanders Gefühle nicht erwidern kann, jedenfalls nicht im Moment. Wenn er nicht unfair sein oder Leander später vielleicht vor noch größerem Schmerz bewahren will, müsste Sèitheach ihn jetzt aufgeben und ihm sagen, dass sich ihre Wege trennen müssen. Andererseits hat er Angst davor, Leander zu verlieren, wo er doch so knapp davor ist ihn zu gewinnen. Wo er doch gerade zur Landung aus der Ungewissheit ansetzt. Vollkommen regungslos bleibt Sèitheach einige Sekunden einfach stehen. Sekunden, in denen sich alles in ihm überschlägt und sein Blick den Fokus verliert. Dann, mit einem Schlag, ist er wieder in der Gegenwart. Mit zittrigen Fingern hebt er eine Hand und führt jetzt die Bewegung aus, die er vorhin unterbrochen hatte und berührt Leander sanft ihm Gesicht, streicht zaghaft über seine Wange, als ob er sich vergewissern müsste, dass dies real ist und der Ravenclaw wirklich vor ihm steht. „go deo“, flüstert er. „Immer.“
Vielleicht ist das ja schon Liebe, und er nennt es nur noch nicht so?

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