Montag, 7. September

_________________
Homo doctus in se semper divitias habet.
(Ein gebildeter Mensch hat immer Reichtum in sich.)

[Erstes Posting]

Ja ne ist klar. Arsch offen? N Ghul zum Frühstück geknutscht? Gehts noch? Sieht sie so aus als würde sie das interessieren? Als würde sie irgendeine Regel für wichtig halten? Wohl kaum.
Drohend hebt Izzy eine Augenbraue und starrt ihr Gegenüber nur finster an. Statt der Aufforderung nachzukommen steckt sich die Slytherin ihre Zigarette zwischen die Lippen und baut sich fast unmerklich vor dem Störenfried auf. Es dauert keine Sekunde, da knurrt ihre Körpersprache ein unmissverständliches, drohendes: »Lauf!«
»Ich... ich also...«, stottert der Schüler vor ihr, der fast einen Kopf kleiner ist als Isabel, nun weit weniger selbstbewusst als noch vor wenigen Augenblicken.
Zufrieden mit ihrer Wirkung setzt die Sechstklässlerin nun ein Grinsen auf, während sie an ihrem so eben entzündeten Glimmstengel zieht, nur um das eingesogene Nikotin dem Hufflepuff ins Gesicht zu blasen. Dieser, hustend, hat es sich nun offenbar endgültig anders überlegt sie daraufhinzuweisen, dass in den Korridoren und überhaupt auf dem gesamten Gelände Rauchverbot herrscht, und zieht eingeschüchtert von dannen.
Besser so. Eine Sekunde länger und der Kopf des Mitschülers wäre in der nächsten Toilette verschwunden. Vielleicht auch in zwein, man soll ihr ja nicht vorwerfen, nicht großzügig in ihrem Handeln zu sein. Und ja, mit ihr ist heute sehr gut Kirschen essen. Sehr, sehr gut. Nicht!
Fickt euch einfach alle!
Oder geht sterben!
Das können die Schüler dieser Beklopptenanstalt doch eh am Besten!

Der Grund? Tz, als würde es einen Grund brauchen. Ist hier doch eh alles scheiße, beschissen und verkackt. Dieser ganze Drecksladen! Verfickte Welt. Aber ja, der Grund? Welcher wohl? Ihr beknackter Alter, man ey!
Statt ihr kommentarlos ihre neuen Spitzenschuhe zu schicken hat sich ihr werter Erzeuger doch tatsächlich erdreistet einen Brief beizulegen, indem er pseudo-interessiert nach der ersten Schulwoche fragt, ob sie sich ›gut eingelebt‹ hat, als hätten sie ein gutes Verhältnis zueinander. Und als ginge es ihn einen Scheiß an, was sie, Izzy, treibe. Zu allem Überfluss hat er dann auch noch von zuhause berichtet, als wäre es für Izzy von Belang was dort passiert. Den Vogel abgeschossen hat dieses Arschloch von einem Vater dann aber als er in einem beiläufigen Nebensatz erwähnte, dass seine Tusse von Tussi in die Villa einziehen wird.
Isabel hatte wahrlich Mühe ihr Frühstück bei sich zu behalten und stattdessen den Brief geräuschvoll und ohne Rücksicht auf ihre Sitznachbarn zerrissen und die Fetzen in kleine Rauchwolken verpuffen lassen, etwaige angesengte Kleidungsstücke Umsitzender inklusive. Mit dem Inhalt des Päckchens hat sie dann wutschnaubend die Große Halle verlassen. Im Hinausstürmen noch den ein oder anderen Erstklässler unsanft bei Seite befördert und sich nicht mit den Beschimpfungen aufgehalten, die ihr hinterhergeschrien wurden.
Mit anderen Worten, Miss Woodland ist bester Laune und jeder, der vor hat, ihr heute über den Weg zu laufen, wird das zu spüren kommen.
Schade eigentlich, dass sich gerade kaum Schüler auf dem Weg zur Bibliothek befinden...

_________________

Fuck this.
Fuck that.
Fuck you.
Fuck off.

[Erstes Posting]

Pffff.
Ein energischer Luftstoß, der die Mischung aus nachdenklicher Anstrengung und leichtem Stress, nicht ganz verbergen kann, verlässt ihren Mund und verfehlt seinen Zweck. Die Haarsträhne, die ihren Weg aus ihrem Gesicht finden sollte, bleibt an ihren Lippen hängen und wird letztlich mit einer wirschen Handbewegung Yarunas hinter ihr Ohr befördert.
»Wenn das also...«, murmelt die Hufflepuff konzentriert vor sich hin und überfliegt prüfend den Pergament-Berg vor sich. »Dann... genau!« Das benötigte Buch wird zur Rate gezogen und kurz darin geblättert. Fündig geworden taucht die Blonde ihre Feder ins Tintenglas, das gefährlich zwischen einem dicken Band zur Geschichte der Pflanzen und unbenutzten Pergamentrollen eingeklemmt steht, und kritzelt ihre Erkenntnis auf das Papier.

Auf dem Rückweg von der Eulerei, bei dem sie einen Brief für ihre Agentin aufgegeben hat, war ihr plötzlich die Lösung für ihre theoretische Hausaufgabe in Zaubertränke eingefallen, die dann sogleich aufgeschrieben werden musste. Zu oft war sie in letzter Zeit zwischen Erkenntnis und Aufschreiben über das Gedachte hinweg gekommen, weil irgendetwas dazwischen kam. Ein Erstklässler in Nöten, eine Schulfreundin, eine Streitigkeit die geschlichtet werden musste, Quidditchtraining... Es gibt so viel zu tun, wie sie immer wieder lächelnd feststellt, ja, Yaruna hat gern zu tun. Und da man nie weiß, wann das nächste vor der imaginären Tür steht, hat sie sich in den letzten Tagen angewöhnt, Eingebungen sofort nachzugehen.
Dass daraus dann gleich ein Hausaufgaben-Korridor-Sit-In wird, war nicht geplant. Doch einmal in Fahrt hat die Hufflepuff gleich noch damit begonnen nebenher über ihren Aufsatz für Geschichte zu brüten, das Protokoll des letzten Vertrauensschüler-Meetings ins Reine zu schreiben (wozu sie sich bereit erklärt hat) und nachzuschlagen, warum Alihotsi im sechzehnten Jahrhundert zur Bekämpfung von Hysterie eingesetzt wurde, wenn diese Pflanze doch genau das Gegenteil bewirkt.
Yarunas Bücher-Pergament-Wust, der sich so chaotisch über den Schlossboden erstreckt, dass durchaus ein System dahinter stecken könnte, hätte dem Schreibtisch eines verrückten Muggle-Professors Konkurrenz machen können.
Zum Glück ist ihr Arbeitsplatz, pardon, der Korridor, den sie blockiert, einer der ruhigen, die um diese Uhrzeit kaum genutzt werden.

»Ja, so macht das Sinn«, nickt Yaruna, im Schneidersitz auf dem Boden hockend und betrachtet ihren fast fertig Aufsatz. Dass sie mitten im Korridor an eine Wand gelehnt verweilt und ihr Po allmählich Kühlschranktemperaturen angenommen hat, hat die geschäftige Huffelpuff schon vor gut einer Stunde vergessen. Genauso wie die Tatsache, dass sie eigentlich im Begriff war, zum Frühstück zu gehen.

_________________

Zwei geschubste Schüler, einem »Verpiss dich!« und einige Korridore später betritt Izzy grußlos die Bibliothek. Der naserümpfende Blick der Bibliothekarin interessiert die Slytherin dabei so wenig wie die Tatsache, dass man in Horten des Wissens für gewöhnlich möglichst leise und unauffällig zu Werke geht. In bester Shopping-Manier, die Izzy durchaus an den Tage legen kann, obwohl sie für Schaufensterbummel so viel übrig hat wie für eine ordentliche Ausdrucksweise, schlendert die Schülerin durch die buchbeladenen Regalreihen. Der ausgestreckte Zeigefinger fährt über die Buchrücken, hält hier und da inne, als müsste sie überlegen, ob es genau jenes Werk ist, das sie gesucht hat, nur um dann doch seine Suche fortzusetzen.
Die gezischt-geflüsterten »Pass doch auf!«, wann immer ein lernender Bücher-Brüter von ihrer Tasche, die an ihrer Schulter baummelt, durch Stöße gegen etwaige Körperteile tangiert wird, hebt die Slytherin nur drohend die Augenbraue. Der Impuls den nächsten gekonnt gegen eines der ächzend vollen Regale zu donnern ist groß, doch kontraproduktiv solange sie das gewünschte Buch nicht in ihren Händen hält. Sie mag durchaus nicht empfänglich dafür sein Regel zu berücksichtigen zum Schutze anderer oder deren Befindlichkeiten. Ihre eigenen nehmen dabei einen weit höheren Stellenwert ein. Und eine Auseinandersetzung in der Bibliothek würde zwangsweise zu einem Rauswurf führen. Etwas, das der Siebzehnjährigen nun gar nicht in den Kram passen würde.
Der Finger hält an. Überlegt kurz und tippt dann zufrieden auf den Rücken des Einbandes. Perfekt. Ohne Umschweife zieht Isabel das besonders dicke Exemplar von ›Geschichte der angewandten Magie von Mittelalter bis heute‹ von Herbert Seymour heraus.

»Das hier!«, verkündet Izzy lapidar und hievt das dicke, in Leder gebundene Schriftstück unsanft auf den Tresen der Bibliothekarin.
Dem argwöhnischen Ausdruck in Miss Very-irgendwas – very exhausting – Books, (nein Brooks? Whatever!) Gesicht, der augenscheinlich ihre Absichten, jenes Buch zu studieren, anzweifelt, begegnet Isabel mit einem grinsen, das durchaus als Bestätigung gewertet werden könnte. Sie wird diesen alten Schinken ganz sicher nicht lesen. Schon gar nicht freiwillig als Fleißaufgabe. Meschugge ist sie schließlich nicht, noch nicht. Man weiß ja nicht ob dieses Irrenhaus über kurz oder lang abfärbt. Nein, Izzy hat anderes im Sinn. Schließlich liegt noch immer ein neues Paar Spitzenschuhe in ihrer Tasche. Und nach der beschissenen Nachricht ihres noch beschisseneren Fucking-Dad hilft ohnehin nur eine Art sich abzureagieren...

Wieder auf dem Korridor steht die Sechstklässlerin für einen Moment überlegend herum und beschließt dann ihr Glück weiter oben im Schloss zu versuchen. Das letzte unbenutzte Klassenzimmer, dass sie auserkoren hatte ihrem Geheimnis beizuwohnen hat sich als Reinfall entpuppt und dem hereingeplatzen Pärchen, das plötzlich knutschend durch die Tür gestolpert ist, schlöttern hoffentlich noch heute die Knie bei dem Gedanken an Izzys Wutausbruch. Eigentlich sonderbar, dass es keine Konsequenzen gegeben hat, schließlich dürfte ihr Schlag dem Jungen die Nase gebrochen haben.
So nett dieses kleine Intermezzo aber auch war, besser ging es ihr danach auf jeden Fall, muss eine Wiederholung heute definitiv nicht sein.

Wenig später biegt die Slytherin nach einer Treppe in einen Korridor ein und bleibt stehn. Der Gang ist menschenleer, wie erhofft, und doch klingen unmissverständlich Klaviertöne durch die Luft. Dé-jà vu? Boah ne, auf Stradivari hat sie nun wirklich keinen Bock. Und ja, sie traut es dem Leiden Christi durchaus zu neben dem Geigenspiel auch das Klavier zu beherrschen. Es wurmt sie noch immer, dass sie zugeben muss, dass Nolan – No-Elan würde besser passen – mehr als nur ein passables Spiel abgeliefert hat.
Sie wird sich hier nun aber nicht vertreiben lassen. Auf dem Klassenzimmer stehen ja kein Name und im Zweifel muss er gehen. Ist sie angriffslustig? Vielleicht ein bisschen.
Die Meter zur Tür sind schnell überwunden. Leiser, als es Izzys Art ist, neugierig ist sie nun doch irgendwie, drückt sie die Klinke, lugt durch den entstandenen Spalt und grinst.
Ach, ne! Das war ja irgendwie klar.

»Queen, somebody to love«, konstantiert Izzy grinsend, als der letzte Ton verklingt und tritt ungefragt ein. »Passt zu dir.« Irgendwie antiquiiert und doch zum aushalten. Okay, sind wir ehrlich, Freddie Mercury und seine Truppe, haben schon echt gute Musik gemacht. Nichts, was Miss Woodland zwingend in ihrer Freizeit hören würde, aber darum geht es ja gerade auch nicht.
Lieblos landen Tasche samt dickem Wälzer auf einem nahen Tisch, dann steht Izzy anerkennend vor dem Piano. »Netter Flügel.« Mit einem Blick, dem man durchaus mehr Fachkunde beimessen kann, als man es ihr zutrauen würde, begutachtet die Slytherin im Umrunden das Klavier und lässt sich schließlich ungefragt neben dem Heilernovizen nieder, indem sie einfach auf dem Klavier-Hocker so dicht an ihn heran rutscht, dass Rhyll keine andere Wahl bleibt als ihr ein wenig Platz auf der Sitzgelegenheit zu verschaffen. Eng ist es trotzdem, aber Körperkontakt zählt nun wahrlich nicht zu Isabels Problemen.
Ihre rechte Hand landet auf den Tasten und findet mühelos ihre Position um dann den Flohwalzer kurz anzuspielen. Es folgt ein Grinsen, die Linke findet ebenfalls den Weg auf das Klavier und ein auffordernder Blick zu ihrem, so eben auserkorenen, Musizierpartner: »Und, was spielen wir?«


[Sonstige Räume - leeres Klassenzimmer im 3. Stock]

_________________

Fuck this.
Fuck that.
Fuck you.
Fuck off.

[Erster Post]

Montag. Ein allgemein nicht gern gesehener Tag im Kalender. Nicht gern gesehen bei Menschen, die in verschiedenster Art einen relativ geregelten Wochenablauf haben – überwiegend Studenten, Schüler und Arbeitnehmer.

Leyla wiederum mag Montage. Montage bieten eine Struktur, die ihr während des Wochenendes oft abhanden kommt. Struktur macht Dinge vorhersehbar. Dinge vorhersehen können bietet Sicherheit. Und Sicherheit, das ist etwas, das die Hufflepuff gern hat. Daher kein Wunder, dass sie gern Kontrolle über Dinge hat, die sie involvieren. Sie übernimmt gern auch die Kontrolle für andere, wie zum Beispiel in der Organisation von neuen Quidditch Uniformen. Andere finden derlei lästig, die Syrin macht es gern. Genau diese Liste möchte sie jetzt verschicken. Mit einer Eule natürlich, daher ist Leyla noch vorm Frühstück auf dem Weg zur Eulerei. Auf dem Weg checkt sie noch einmal ihre Angaben auf dem Papier und stolpert dabei über Yaruna. Wortwörtlich, wenn man den Boden-Schreibtisch und die darauf verteilten Bücher und Pergamente als Erweiterung der blonden Hufflepuff ansieht.

Das dunkelhaarige Mädchen fängt sich an der Wand hinter Yaruna mit einer Hand ab, um nicht in den Schoß ihrer Freundin zu fallen. „Eh, hey,“ setzt sie an und beäugt Yaruna leicht verwundert. „Wurde dir der Gemeinschaftsraum zu gemütlich, oder wieso arbeitest du hier?“ Sie erhascht eine Zaubertränke Überschrift. Hausaufgaben, auch so ein Ding, das Leyla gerne macht. Letztes Jahr leider nicht so genau, sonst wäre sie nicht mehr hier, aber dieses Jahr hat schon vielversprechend angefangen trotz anfänglicher Zerstreutheit aufgrund gewisser romantischer Gefühle für einen Hauskameraden.

_________________

Quod erat demonstrandum. Was zu beweisen war. Ja, so kann man das lassen. Hoffentlich sieht das Professor Rhys genauso.
Zufrieden mit sich lächelt Yaruna ihren Aufsatz für Zaubertränke an, den sie gerade gegengelesen hat und hätte dabei um ein Haar ihre Freundin übersehen, die zielstrebig und selbst in ein Stück Pergament versunken, auf sie zuhält.
»Leyla, vorsi … uaaah!«
Doch zu spät.
Die Hufflepuff stolpert und kommt, eine Hand an die Wand gestützt, halb über ihr hängend, zum stehen. Ihrem Lächeln nach zu urteilen ist der Freundin nichts passiert, dennoch kann die Siebtklässlerin nicht umhin ihre Schulkameradin besorgt zu mustern, während sich diese neben ihr niederlässt. »Alles okay? Hast du dir was getan?« Behutsam nimmt sie die Hand Leylas in ihre und begutachtet die Handfläche, mit der sich diese abgestützt hatte. Doch weder Schürfung noch Rötung festzustellen. Merlin sei Dank. Trotzdem lächelt die Blonde ein »Entschuldige«, ehe sie auf die Frage der Siebtklässlerin eingeht: »Nein, eigentlich war ich auf dem Weg von der Eulerei zum Frühstück, als mir ein Einfall für den Aufsatz für Zaubertränke kam«, sie nickt zu dem Pergament in ihrem Schoß, »und dann ist das alles wohl ein wenig …« Ihre moosgrünen Augen schweifen über ihr beachtliches Chaos aus Aufzeichnungen und aufgeschlagenen Büchern und lacht verlegen auf. »Es ist wohl etwas ausgeartet. Und … oh!« Stellt Yaruna mitten im Satz fest und unterbricht sich selbst. Das Tintenfässchen, das so gefährlich zwischen dem Bibliotheks-Band und den leeren Pergamentrollen eingekeilt war, hat sich aus seiner Umklammerung gelöst und sich nach dem Schock darüber direkt auf den Boden übergeben.
Der Magie sei Dank sind Tintenunfälle nichts dramatisches. Andernfalls würden die Schätze von Miss Brooks nicht nur alt sondern auch bei weitem zerstörter anmuten. Kaffee, Tee, Säfte. Die Bücher der Schulbibliothek haben bei weitem schon viel kosten dürfen. Mindestens einmal Butterbier geht auf ihre Kappe. Von etwaigen tintigen Versehen ganz zu schweigen.
»Das Protokoll kann ich wohl neu schreiben«, lacht Yaruna und zupft das entsprechende Stück Papier vom Boden, an dem die Tinte bereits zu knappern begonnen hatte und nun in blauen Tropfen auf die Fließen fällt. Aber vielleicht kann der Zauberstab auch das retten. Wo hat sie nur …?
Das ruinierte Protokoll auf die Seite gelegt klopft sich Leylas Freundin suchend ab. Nein, da ist er nicht. Vielleicht da? Prüfend wird ein noch tintenfreies Buch hochgehoben. Nein, da auch nicht. Um der Tinte nicht noch mehr Auslauf zu gewähren zieht die Hufflepuff stattdessen ein Stofftaschentuch aus ihrer Tasche hervor und wirft es auf den tiefblauen See.
»Und, was führt dich zur Eulerei?«, interessiert sich das blonde Amateurmodel und sucht ihren fluralen Schreibtisch weiter nach ihrem Zauberstab ab, völlig vergessend, dass dieser gerade dazu dient, ihre Haare oben zu halten.

_________________

Die Fürsorge ihrer Freundin wärmt Leylas Herz. Yaruna ist durch und durch ein guter Mensch. Das trifft zwar auf viele Hufflepuffs zu, aber gerade aufgrund des großen Herzens hat sie sich vor Jahren so in ihre Freundin verliebt. Liebe der rein freundschaftlichen Art. So oder so Liebe. Ein Internat wie Hogwarts kreiert eine ganz andere Verbindung als eine reine Schule. „Ja, alles gut! Hab schon schlimmeres überstanden als diese rauhen Korridorwände.“ Dennoch lässt sie es zu, dass ihre Hände untersucht werden. Nach vollzogener Untersuchung ist Yaruna beruhigt und erklärt ihr, was sie eigentlich hier macht. Die Muse hatte sie getroffen! Es würde Leyla nicht überraschen, wenn ihre Freundin bereits seit Stunden hier sitzen würde. Ihr Schreibtisch sieht jedenfalls danach aus. Die Hufflepuff ist dabei ihr eigenes Pergament auf den beträchtlichen Haufen zu legen, als Yaruna den Tintenunfall entdeckt. Schnell zieht sie ihr Pergament zurück, greift nach dem Übeltäter und stellt das Glas in sicherer Entfernung wieder aufrecht hin.
Natürlich sind derlei Unfälle keine Seltenheit in Hogwarts und für Schüler wie sie und Yaruna leicht zu bereinigen. Magie hat eben vielerlei Vorteile. Ehm, wenn man seinen Zauberstab parat hat. Je länger ihre Freundin nach dem ihren sucht, desto breiter wird Leylas Grinsen. Sie könnte zwar selbst helfen, aber das hier ist viel lustiger! Ein kleines Weilchen begutachtet Leyla das Schauspiel noch, bevor sie eingreift. „Eh, suchst du den hier?“ Mit einem herzlichen Lachen zieht die dunkelhäutige Hufflepuff ihrer Modelfreundin den Zauberstab aus den Haaren und löst damit ungewollt auch ihren Dutt. Kurz darauf hat Yaru ihren Tintenunfall aufgeräumt. „Achja und ich muss in die Eulerei, um diese Liste hier abzuschicken.“ Sie schwenkt ihr einzelnes Blatt Pergament. „Magst du hier alles zusammen sammeln, während ich das schnell abliefer? Dann können wir gemeinsam frühstücken gehen, ich hab nämlich Hunger!“ Mit diesen Worten steht die Hufflepuff auf und joggt Richtung Eulerei. Schnell das Pergament an den richtigen Adressaten versenden. Danach kann sie endlich ihren Magen mit etwas Frühstück füllen, bevor es wieder in den Unterricht geht später. Aber erst einmal Frühstück, dann Freistunde!

[Große Halle]

_________________

»Danke«, lächelt Yaruna in die Untiefen ihrer Tasche, als Leyla das umgestürzte Tintengefäß davor bewahrt noch weiterhin dunkelblaue Wellen auf den Boden zu ergießen. Nein, hier ist der Stab auch nicht. Wo hat sie ihn nur? Heute morgen nach dem Aufstehen hatte sie ihn in ihre Tasche gesteckt. Nachdem sie der Erstklässlerin Ava, half, ihren Rock zu flicken, der einen grässlichen Riss sein eigen Nennen konnte, nachdem sie an einer Ritterrüstung hängen geblieben war, hatte sie den Zauberstab ziemlich sicher in ihren Blusenärmel gesteckt. Suchend fährt sich Yaruna über den linken Arm, doch auch da ist er nicht. Wo kann er denn nur... die nervige Strähne landet wieder, dem Krawatten-Haarband zu Trotz, in ihrem Gesicht dicht gefolgt von dem restlichen Haar.
»Oh«, lacht Yaruna, als Leyla ihr den gesuchten Stab reicht und streicht sich die Mähne aus den Augen. »Stimmt«, fällt es ihr wieder ein. »Die Haare hatten genervt, da hab ich ihn wohl zweckentfremdet.« Mit einem Hauch von Schuldbewusstsein wird das magische Holzstück bedacht und der Freundin abgenommen.
Ein Schwung hier, ein gemurmelter Zauber dort, und keine Minute später ist von dem tintigen Zwischenfall nichts mehr zu sehen.
»Ja, machen wir so!«, stimmt Yaruna ihrer Freundin zu und beginnt ihren Korridor-Schreibtisch in seine Ursprungsform zu versetzen. Auf den Befehl ihres Stabes stapeln sich Bücher und wandert Pergament in ihre Umhängetasche, die sie aufhält, während Leyla ihren Brief aufgibt.

Gurrgrumm.
»Ja, ich glaube, Frühstück ist wirklich eine super Idee«, stellt Yaruna mit einem Blick auf ihren Bauch fest, der sich gerade lautstark bemerkbar gemacht hat. Kurz lacht sie auf und legt die Hände danach entschuldigend zusammen, zu einem Gemälde nickend, das ob diesen Magen-Geräusch pikiert die Nase gerümpft hat: ›Tschuldigung‹
»Pfannkuchen«, überlegt sie laut. »Oder doch Müsli. Porridge? Auf jeden Fall O-Saft! Und«, ein Gähnen löst sich plötzlich aus ihrer Kehle und Yaruna lacht. »Und Kaffee, eindeutig«, ergänzt sie. »Professor Grimm wäre sicher nicht begeistert, wenn ich nachher in seinem Unterricht einschlafe.« Gäbe vermutlich nicht nur Punktabzug.
Das Lachen wird zu einem Lächeln.
»Was war das eigentlich für eine Liste?«


[Große Halle]

_________________