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1. Posting
Links, rechts, Treppe hoch, gerade aus und nach dem zweiten Wandteppich wieder rechts. Oder doch links? Moment, wie war das?
Irritiert dreht sich Stella um hundertachtzig Grad und wirft einen Blick in die Richtung, aus der sie gerade gekommen ist. Zumindest glaubt sie das. War die Ritterrüstung schon vorhin da? Probleme mit der Orientierung hat sie normalerweise nicht, doch das gilt für die normale Welt, die reale, hätte sie schon beinahe gesagt. Hogwarts hingegen ist...
Ein unsicheres Seufzen entweicht der neuen Schülerin, während sie sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. Einmal mehr klopft das Gefühl, hier gar nicht hinzugehören, an und verstärkt die ohnehin dauerhaft anwesende Unsicherheit wie Sauerstoff ein Feuer, mit dem idealen Nährboden, schließlich war diese Nacht durchwachsen von Alpträumen und Flashbacks. Nicht nur einmal ist sie aufgewacht, klatschnass, Tränen in den Augen und außer Atem. In dem Moment hochgeschreckt, als seine langen, ekligen Finger... Um kurz vor fünf, als eine Mitschülerin aus dem Schlafsaal wissen wollte, ob alles in Ordnung sei, hatte Stella beschlossen die Nacht für beendet zu erklären und sich in den Gemeinschaftsraum zurück gezogen. Doch auch hier hatte sie keine ruhige Minute gefunden. Das lauschigwarme, knisternde Kaminfeuer, die gemütlichen Sessel davor wirkten auf eine Art und Weise einladend, heimelich und freundlich, bei der Stella sofort das Gefühl hatte das alles nicht verdient zu haben. Stattdessen hatte sie sich bewaffnet mit Kugelschreiber und Pergament auf den Weg gemacht, schließlich nach einiger Zeit des Umherstreifens ein ruhiges Plätzchen in einem Korridor auf einem Fenstersims gefunden und zu schreiben begonnen.
Bei den Abschiedsworten angekommen, hätte sie beinahe vor Schreck einen Strich quer über die Worte an ihre Freundin gezogen, als eine Stimme interessiert nachfragte, was sie denn da schreibe. Verwirrt, niemanden zu sehen, kaum, dass sie aufgeblickt hatte, fiel ihr im rechten Moment noch ein, dass man ihr erklärt hatte, dass sich in der magischen Welt die Gemälde nicht nur bewegten sondern auch sprachen. Auf eine Art und Weise, die wohl jeden Kunstkritiker sprachlos werden ließen.
Unsicher lächelnd hatte sie dem Zauberer mit den wirren Haaren erklärt, dass sie ihrer besten Freundin einen Brief zukommen lassen wollte. Es mag an ihrem Auftreten gelegen haben, doch augenscheinlich konnte der Herr aus Ölfarbe erraten, dass sie hier neu war und beschrieb ihr ohne dass sie fragen musste den Weg zur Eulerei.
Tja, und nun steht Stella hier. Unschlüssig, ob sie sich nun auf dem richtigen Weg befindet oder vorhin doch falsch abgebogen ist. Einfach jemanden fragen? Doch keines der Gemälde sieht besonders auskunftsfreudig aus. Vielleicht doch einfach weitergehen? Die Eulerei wird ja irgendwo oben liegen und kam sie nicht gerade an einer Treppe, die nach oben führt vorbei? Reiß dich zusammen, du schaffst das. Stella ist schließlich mutig! Sie wird das ›Postzentrum‹ schon finden.
Noch einmal fest durchgeatmet, da dreht sich die rothaarige Schülerin um und will sich gerade zu der erinnerten Treppe aufmachen, als sie jemanden um die nächste Ecke treten sieht.
Kurz entschlossen und impulsiver, als sie es sich selbst zugetraut hätte, setzt sich Stella mit einem »Hey, warte bitte!« in Bewegung, in der Hoffnung, denjenigen, wer auch immer es ist, noch einzuholen.
[Kräuterkunde]
_________________ ~ Behind these Hazel Eyes ~
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