Da hat er es doch tatsächlich geschafft, wieder einzudösen. Nicht anders, wie schon vor dem Unterricht, bevor er Opfer des Tannenzapfenterroristen Raven McCloud geworden ist, hat er die Augen halb geschlossen und schließlich gänzlich geschlossen. Es ist faszinierend, wie schnell einen die Müdigkeit übermannen kann, wenn man eine gewisse Ruhe hat. Ruhe, wie sie von den Sternen ausgesandt wird, beispielsweise. Sterne... längst verglühte Planeten, Gasriesen oder weiß der Geier was sie mal waren... tote Materie, längst verschwundene Materie, um genau zu sein. Man blickt in die Vergangenheit und man sieht eigentlich nur Explosionen, Fusionen und dergleichen mehr. Und doch senden sie eine gewisse Ruhe aus, eine Beständigkeit. Eine heuchlerische Beständigkeit möchte man meinen. Denn wie kann etwas beständig sein, was längst nicht mehr vorhanden ist? Man sieht nur das Licht, das mit den Jahrhunderten, Jahrtausenden schwächer wird, und irgendwann verblasst. Die Sternbilder rücken auseinander, verformen sich in den nächsten Jahrtausenden, so dass man sie nicht mehr als solche erkennen kann. Und doch sehen die Menschen in ihnen einen Ruhepol, ihre Beständigkeit. Sie orientieren sich an ihnen. Rhyll hat noch ein leichtes, wenn auch spöttisches Lächeln auf den Lippen, als er, die Augen geschlossen, daran denkt.
Und dann... hat er die Augen schlagartig wieder offen. Er hat den Zauber nicht gehört, der auf ihn gelegt wurde, dafür aber deutlich gespürt. Er ist sehr sensibel, was Magie angeht, wenn die arkanen Energien zu stark werden, die Person zu mächtig ist und die Magie nur so aus jeder Pore ausdünstet, dann spürt er es, und zwar deutlich zu seinem Leidwesen, weil er neben schönen Beschwerden wie Kopfschmerzen und Schwindel auch hin und wieder ohnmächtig wird. Aber das muss dann schon ein sehr mächtiges Wesen sein, Dämonenbeschwörungen würde er also niemals machen.
Doch zurück zum eigentlichen Ursprung seiner Unruhe, die ihn in eine sitzende Position gebracht hat. Jemand hat einen Zauber auf ihn gelegt und dieselbe Person macht das noch einmal, allerdings so effektiv, dass er versteinert herum liegt. Bravo... herrlich.
Das nächste, was er sieht, ist ein Wust bunter und schwarzer Haare dicht vor seinem Gesicht, ein teuflisches Lächeln und die amüsierte Stimme von Laurence ertönt. Klasse, wird ja immer besser, ein verdammtes Halbblut auf seinen Beinen, das ihm eine Standpauke hält. Rhyll ist versucht empört zu schnauben, aber nichts kommt über seine Lippen, er kann gerade mal irgendwie atmen. Die Worte, die er sich anhören muss, lassen leise Wut in ihm hochkommen. Keinen Spott, wie sonst, sondern wirklich Wut. Dieser kleine miese Dreckskerl meint wirklich, er könne IHM Vorschriften machen? Ihm? Was kümmert es ihn denn, dass ER diesen verfluchten Hauspokal kriegen will? Ist das sein Problem? Nein, also. Dann soll er ihn gefälligst auch nicht damit behelligen.
Weiter kommt er mit seinem Gedankengang nicht, denn Laurence wird beiseite gescheucht und eben noch in seiner Standpauke angesprochener Ire kommt zum Vorschein. Argh! Es wird immer schlimmer, wahrlich immer schlimmer. Gut, dass Liam nicht auch noch auf ihm sitzen will, dann würde er wohl richtig durchdrehen. Seine Aufmerksamkeit lenkt sich allerdings schnell von seinem eigenen Zauberstab, der ihm von seinem Hauskameraden abgenommen wurde, auf dessen Stab, den er nun auf ihn anlegt. Oh, er weiß, Liam kann ihn nicht ausstehen, er kann Liam nicht ausstehen und Laurence ebenso wenig. Schöne Konstellation und er fühlt sich gerade herrlich benachteiligt. Wieder diese Wut in seinen Augen, dazu aber auch ncoh Spott, dass sie es sich nicht trauen, sich ihm zu stellen, dass sie ihn mit zwei Mann auch noch derart flachlegen müssen, um an ihn ranzukommen. Es ist erbärmlich, einfach nur erbärmlich.
Gut, das ändert nichts an der Tatsache, dass es ihm nicht gefällt, wie Liam da mit seinem Stab auf ihn zeigt und noch weniger gefällt ihm das Gefühl, was als nächstes durch ihn durchströmt. Ein dunkler Fluch, keine Frage, die Energiemuster sind zu signifikant. Sofern er sie noch auseinanderhalten kann, möchte man meinen, denn kaum spürt er die Magie durch ihn fließen, überkommt ihn Schwindel und er ist schon fast dankbar, dass er nicht steht, sonst würde er schneller liegen, als ihm lieb ist. Dann doch besser so. Der leichte Kopfschmerz, der ihn durchzuckt, würde ihn normalerweise die Augen schließen lassen ,doch der Petrificus lässt es nicht zu, so dass er nur weiterhin düster vor sich hinstarrt.
Es dauert eine gute Stunde, bis er sich wieder rühren kann und eine weitere Stunde, bis er so weit wieder klar kommt, dass alle Lähmungen weg sind, alle Schwindelgefühle soweit unter Kontrolle, dass er auch den Weg zum Schloss in Angriff nehmen kann. Sein Ziel ist auf direktem Weg der Gemeinschaftsraum und schließlich der Schlafsaal, wo er seinen Zauberstab wirklich auf seinem Bett wieder findet. Doch er bleibt nicht dort, er packt sich die Dinge, die er für den morgigen Tag benötigen würde und verschwindet dann in Richtung Raum der Wünsche. Ruhe... er braucht Ruhe und keinen schadenfrohen Laurence oder einen brummigen Darian. Schüler, die sich gegenseitig verfluchen... Schüler aus dem eigenen Haus, es ist eine Schande, eine wahre Schande.
Rhyll wandert vor der verborgenen Tür in der Wand auf und ab und verschwindet schließlich in einem Raum, der ihm genau das bietet, was er braucht. Ein Bett und vor allem Ruhe. Keine störenden Geräusche, nur ein Kamin, der leise vor sich hinknistert und so beruhigend auf ihn wirkt.
(Sonstige Räume - 7. September, letzter Post.)
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